Entgegen dem EU-Trend: Verkaufszahlen von dieselbetriebenen Neuwagen in Tschechien anhaltend hoch
Der Green Deal bleibt Zukunftsmusik: In Tschechien werden nach wie vor viele Neuwagen mit Dieselantrieb verkauft. Damit herrscht hierzulande der entgegengesetzte Trend als im Großteil der Europäischen Union.
Oldřich Růžička hat gerade an einer Tankstelle im südböhmischen Jihlava / Iglau gehalten. Sein Auto steht vor einer Diesel-Zapfsäule. Bis vor kurzem habe er noch einen Wagen mit Benzinmotor gehabt, berichtet der Fahrer:
„Bei Benzinern hatte ich immer Probleme mit den Zündkerzen und auch mit den Kabeln. Seitdem ich einen Diesel habe, ist das vorbei, und ein anderes Auto will ich nicht mehr.“
Da er sein Auto auch dienstlich nutze, käme er auf eine Strecke von 60.000 Kilometern in zwei Jahren, fährt Růžička fort und betont, dass sich der Dieselmotor gerade bei langen Fahrten auszahle.
In einem Autohaus etwa in den Niederlanden würde Oldřich Růžička auf der Suche nach dem nächsten Fahrzeug aktuell kaum noch fündig werden. In dem westeuropäischen Land machten Neuwagen mit Dieselantrieb im ersten Halbjahr 2023 nur noch ein Prozent der gesamten Verkäufe aus. Bei einem Händler am Stadtrand von Jihlava hingegen gehen gerade diese Fahrzeuge aber gut weg. Verkäufer Pavel Suk führt durch die ausgestellten Modelle:
„Unser Flaggschiff ist ein Wagen mit Drei-Liter-Diesel-Antrieb. Der Motor ist bei diesem Modell jahrelang erprobt, so dass gar nicht über eine Benzinvariante nachgedacht wird. Dafür gibt es keine Nachfrage.“
Ähnlich eindeutig sei die Wahl der Kunden bei dem zweitbeliebtesten Modell im Sortiment:
„Dies ist ein typisches Firmenauto. Es wird zumeist von Menschen in höheren Managementfunktionen gekauft. Auch dieser Wagen hat von Anfang an einen Dieselantrieb.“
Den Daten des Zentrums für Verkehrsforschung (Centrum dopravního výzkumu) zufolge geht der Verkauf von Dieselautos in der gesamten EU zurück. In Tschechien hingegen liegt ihr Marktanteil seit 2019 stabil bei etwa 25 Prozent. Im ersten Halbjahr 2023 wurden hierzulande sogar zahlenmäßig die meisten Neuwagen mit Dieselantrieb von allen 27 EU-Ländern verkauft. Wie auch die Erfahrungen von Verkäufer Pavel Suk bestätigen, sind treue Abnehmer vor allem Firmen. Der Analytiker Lukáš Kadula vom Zentrum für Verkehrsforschung bezeichnet die Unternehmen in Tschechien in dieser Hinsicht als sehr konservativ:
„Hierzulande herrscht leider ein großer Widerstand gegenüber der Elektromobilität, und darum stehen wir den Interessen der EU im Bereich Diesel immer noch im Weg. Neuwagen werden für gewöhnlich an Firmen verkauft. Das beliebteste Modell ist dabei der Škoda Octavia, und dieser stellt die erste Liga der Dieselwagen dar.“
Nur eins von 40 neuzugelassenen Autos in Tschechien hat einen reinen Elektromotor. Geringer ist dieser Anteil nur noch in der Slowakei. In Schweden oder Finnland hingegen ist schon jedes dritte Auto ein E-Modell.
