Projekt: Glockengeläut erinnert an Prager Gegner der totalitären Regime
Seit September wird in der St.-Nikolaus-Kirche auf der Prager Kleinseite immer wieder mit Glockengeläut an die Kämpfer gegen totalitäre Regime erinnert. Martina Schneibergová hat mit den Initiatoren des Projekts „Glocken der Erinnerung“ gesprochen.
Mit einem neuen Projekt wird in Prag an Persönlichkeiten der Stadt erinnert, die gegen die totalitären Regime gekämpft haben. Es heißt „Glocken der Erinnerung“ und ist in Zusammenarbeit des Museums der Erinnerung des 20. Jahrhunderts, des Museums Kampa und der Tourismus-Agentur Prague City Tourism entstanden. Jana Adamcová ist Vizevorsitzende der Agentur. Gegenüber Radio Prag International sagte sie:
„Das Projekt erinnert an Persönlichkeiten, die gegen die beiden totalitären Regime gekämpft haben. Wir lassen die Glocken für jeden der Regimegegner immer um 15 Uhr läuten. Die erste Persönlichkeit war der tschechoslowakische Außenminister Jan Masaryk. Die Liste der Personen haben wir in Zusammenarbeit mit dem Museum der Erinnerung des 20. Jahrhunderts zusammengestellt. Es gibt eine Website, auf der der Plan des Glockenläutens zu finden ist.“
Die Website heißt https://www.prague.eu/cs/zvony-pameti. Am Todestag oder am Geburtstag eines der Kämpfer gegen die totalitären Regime erklingen immer um 15 Uhr die Glocken im Turm der St.-Nikolaus-Kirche auf der Prager Kleinseite. Mit dem Geläut der dortigen Glocken wurde in früheren Zeiten vor Bränden und vor anderen Gefahren gewarnt. Die Initiatoren des Projekts finden, dass hierzulande Intoleranz und extremistisches Denken wieder zunehmen und die Erinnerung an Nationalsozialismus und Kommunismus langsam verloren gehe.
Den Glockenturm der Nikolaus-Kirche auf der Kleinseite wurde im Übrigen vom tschechoslowakischen Staatssicherheitsdienst StB ab den 1960er Jahren dazu missbraucht, um die Botschaften zu überwachen, die sich in der Nähe der Kirche befanden.
Im Rahmen des Projekts „Glocken der Erinnerung“ ist auf der Prager Kampa-Insel auch eine Open-Air-Ausstellung installiert, die die verschiedenen Methoden beschreibt, mit dem der kommunistische Staat ihm unbequeme Personen überwachte und verfolgte.
Die Ausstellung hat der Historiker Petr Blažek zusammengestellt. Gegenüber Radio Prag International erläuterte er:
„Ich denke, dass es die erste Ausstellung ist, die die Tätigkeit von Sektionen der Staatssicherheit beschreibt, die sich bis 1989 auf die Beobachtung von Regimegegnern und unbequemen Personen konzentrierten. Bis 1954 beteiligten sich die Mitarbeiter dieser StB-Sektionen auch an Verhaftungen von politischen Gegnern. Ab 1954 spezialisierten sie sich auf Verfolgung und Überwachung. Wir bemühten uns, die Formen der Überwachung sowie die technischen Mittel vorzustellen, die genutzt wurden. Darunter gab es auch kuriose Einrichtungen.“
Die Ausstellung „Die Augen des StB“ ist auf der Kampa-Insel bis 6. Dezember dieses Jahres zu sehen.