Tschechische Handballerinnen bei WM weiter im Spiel um „etwas Großes“
Obwohl sie ihr abschließendes Hauptrundenspiel verloren haben, stehen die tschechischen Handballspielerinnen bei der WM im Viertelfinale. Was bedeutet das nun?
Die tschechischen Handballerinnen feiern einen Erfolg, den ihnen vielleicht niemand zugetraut hat. Bei der WM stehen sie im Viertelfinale. Und das obwohl sie ihr abschließendes Hauptrundenspiel gegen die Brasilianerinnen mit 27:30 verloren. Der wichtigste Schritt für das Weiterkommen beim Championat war der Sieg am Freitagabend gegen die Spanierinnen. Die Tschechinnen gewannen im dänischen Frederikshavn auch in der Höhe verdient mit 30:22. Trainer Bent Dahl sagte danach:
„Unglaublich. Ich bin so stolz auf das Team. Nicht jeden Tag gelingt es, Spanien vom Platz zu fegen. Es ist sicher das beste Spiel, das wir unter meiner Führung als tschechischer Nationaltrainer bestritten haben. Und vielleicht auch überhaupt eine der besten Performances, die ich erlebt habe. Wir haben es so gut gemacht, es ist ein Spiel für die Geschichtsbücher.“
Garanten des Siegs waren die überragende Torhüterin Petra Kudláčková, aber auch überhaupt die Abwehr. Und der Angriff um Ex-Bundesliga-Torschützenkönigin Markéta Jeřábková verwandelte besonders bei den Tempogegenstößen eiskalt die Chancen.
Doch am Sonntag gegen Brasilien konnten die Tschechinnen nur in der ersten Halbzeit an die Leistung vom Freitag anknüpfen. In der zweiten Hälfte warfen die Gegnerinnen alles nach vorne, um ihre eigene minimale Chance auf das Viertelfinale zu wahren. Dadurch gerieten die Schützlinge von Trainer Dahl in Rückstand, konnten aber die Niederlage noch in Grenzen halten, Endstand 27:30.
„Das Spiel hat extrem an den Nerven gezehrt. Mich hat es richtig mitgenommen. Wir haben gewusst, dass wir maximal mit vier Toren Unterschied verlieren dürfen, um die Chance aufs Viertelfinale zu wahren. Wir werden jetzt gespannt im Hotel das Spiel der Niederlande gegen Spanien verfolgen“, so Kreisläuferin Katka Dresslerová nach der Begegnung im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen.
Die Niederländerinnen taten Katka Dresslerová und ihren Mitstreiterinnen den Gefallen und wurden ihrer Favoritinnenrolle gegen die Spanierinnen gerecht. Sie gewannen mit 29:21.
Nun ist klar, dass Tschechien am Dienstagabend gegen Olympiasieger Frankreich im WM-Viertelfinale spielt. Und nicht nur das: Man hat sich sogar für die Olympia-Qualifikation im kommenden Frühjahr qualifiziert. Zum ersten Mal seit der Gründung des eigenständigen Staates von 1993 kämpfen damit die tschechischen Handballerinnen um das Olympiaticket. Teamkapitänin Veronika Malá vom deutschen Meister aus Bietigheim:
„Das ist ein wunderbares Gefühl. Wir werden um etwas Großes spielen. Es ist genau das, was wir wollten. Toll, dass das gelungen ist. Wir sind eigentlich als Außenseiterinnen zur WM gefahren. Niemand hat so etwas erwartet. Und ich sage: Das Märchen geht weiter.“
Die bisher beste WM-Platzierung der Tschechinnen war vor sechs Jahren ein achter Platz. Selbst wenn die Hürde im Viertelfinale zu hoch erscheint, liegt ein weiterer Sieg in den Platzierungsspielen im Bereich des Machbaren. Für die Begegnung gegen Frankreich sind die Tschechinnen nach Norwegen geflogen. Das ist die Heimat ihres Trainers. Vielleicht gibt auch das zusätzliche Motivation. Die Begegnung findet in Trondheim statt.