Illegale Transitmigration in Tschechien: Zahlen 2023 zurückgegangen, Hauptziel ist Sachsen
In Tschechien wurden im vergangenen Jahr deutlich weniger illegale Migranten festgehalten als noch 2022. Der Großteil der Menschen stammte aus Syrien und wollte nach Sachsen weiterreisen, wie am Montag von der Polizei bekanntgegeben wurde.
Über 4700 Menschen hat die tschechische Polizei im vergangenen Jahr daran gehindert, illegal über Tschechien in ein anderes Land zu reisen. Darüber wurde am Montag bei einer Pressekonferenz informiert. Die Zahl ist dabei bedeutend geringer als noch 2022. Damals waren fast 22.000 Transitmigranten verzeichnet worden.
Die stark sinkende Tendenz ließe sich aber keinesfalls dadurch erklären, dass weniger Menschen aus Afrika, dem Nahen Osten und Asien nach Europa kämen. Vielmehr habe sich gezeigt, dass die eingeführten Grenzkontrollen Erfolg hätten, meint Aleš Benedikt, der Leiter der Ausländerpolizei:
„Die Schleuser reagieren auf die Maßnahmen, die die einzelnen Länder ergreifen. Die Kontrollen in den Schengen-Staaten waren deshalb von entscheidender Bedeutung. Wichtig waren aber auch die intensiven Einsätze der serbischen Polizei an der Grenze zu Ungarn.“
Kontrollen an der Grenze zur Slowakei hatte Tschechien zunächst im September 2022 eingeführt. In Kraft war die Maßnahme bis Februar vergangenen Jahres. Weil die Anzahl illegaler Migranten dann aber wieder stieg, entschied sich die Regierung im Oktober, erneut stichprobenartige Kontrollen durchzuführen. Die Regelung wurde anschließend mehrfach verlängert, derzeit gilt sie bis zum 2. Februar. Polizeipräsident Martin Vondrášek appellierte am Montag an die Regierung, die Kontrollen erneut zu verlängern. Und er betonte:
„Die Slowakei kontrolliert an der Grenze zu Ungarn. Deutschland führt Kontrollen an der tschechischen Grenze durch, und wir wiederum in Richtung Slowakei, genauso wie Polen. Ich denke, es muss in Mitteleuropa wirklich ein gemeinsames, koordiniertes Vorgehen gegen die illegale Migration geben. Innenminister Vít Rakušan wird deshalb am Donnerstag mit seinen Amtskollegen aus anderen europäischen Ländern in Brüssel zusammenkommen.“
An der rund 250 Kilometer langen Grenze zur Slowakei hat die tschechische Polizei derzeit rund 90 Kräfte pro Schicht im Einsatz. Erklärtes Ziel der Streifen ist es nicht nur, Migrationsströme abzuschneiden. Auch denjenigen, die die Fluchtrouten planen – also den Schleusern –, will man an den Kragen gehen. Gegen fast 400 Schlepper hat die Polizei hierzulande 2023 ermittelt. Das waren 140 mehr als noch im Vorjahr. Aleš Benedikt zufolge hätten die Schleuser aber nicht nur durch neue Routen auf die eingeführten Polizeikontrollen reagiert. Es gebe auch immer neue Methoden, Personen in den Fahrzeugen zu verbergen, schildert er:
„Ausgefeilte Taktiken werden etwa in Lkw angewandt. Es kommt zwar nicht oft vor, aber immer wieder bauen Schleuser dort Verstecke ein. Mitunter verschaffen sich die Migranten an den Umschlagplätzen aber auch selbst Zugang zu den Lastwagen. Die Fahrer wissen dann häufig gar nichts davon.“
Im vergangenen Jahr sei der Großteil der Transitmigranten, nämlich um die 4000 Personen, syrischer Staatsangehörigkeit gewesen, hieß es weiter bei der Pressekonferenz am Montag. Unter den festgehaltenen Menschen habe es aber auch Flüchtlinge aus der Türkei, Afghanistan und weiteren Ländern in Asien sowie in Afrika gegeben. Laut Polizeipräsident Vondrášek würden die meisten Transitmigranten aus der Slowakei nach Tschechien gelangen. Ihr Ziel sei dann Deutschland:
„Die Daten der deutschen Polizei zeigen, dass 92 Prozent der Ausländer aus Tschechien nach Sachsen einreisen. Nur acht Prozent gehen nach Bayern.“
Wegen der illegalen Migration hat die deutsche Bundesregierung Kontrollen an der Grenze zu Tschechien eingeführt. Sie gelten nach mehrmaligen Verlängerungen vorerst bis zum 15. März.