Der Aufstieg und Fall von Věra Bílá: „Ella Fitzgerald“ der Roma-Musik aus Tschechien
Věra Bílá hatte ein außergewöhnliches Talent. Sie erlebte eine glänzende Karriere und Erfolge im Ausland, von denen andere tschechische Sängerinnen nicht einmal träumen konnten. Dennoch starb sie vor 5 Jahren in Armut.
Die Roma-Musikerin galt zur Zeit ihres größten Ruhms um die Jahrtausendwende als die bekannteste Sängerin aus Tschechien. Sie sang in Konzerthallen in der ganzen Welt, und in Frankreich gewann sie den Preis für das Album des Jahres in der Kategorie World Music für ihre Debüt-CD „Rom-Pop“. Zeitungen wie „Guardian“ und „Libération“ beschrieben Bílá als außergewöhnliches Talent und schwärmten von ihr als „Star“ und „Diva“. Sie gab ein Privatkonzert für Bill Clinton im Weißen Haus und sorgte für ausverkaufte Konzertsäle wie etwa das Olympia in Paris. Bílá sang auf Romani, Tschechisch und Slowakisch.
Viele Jahre lang war Bílá hauptsächlich gemeinsam mit der Band „Kale“ aktiv, mit der sie in 26 Ländern auftrat. Von ihren Erfolgen war sie allerdings wenig beeindruckt: So mochte sie das Reisen nicht, konnte man im Flugzeug doch nicht rauchen. Ihre erfolgreiche Karriere, an der ihr Manager Jiří Smetana großen Anteil hatte, ließ sie durch die Finger gleiten. Das meiste Geld, das sie verdiente, warf sie in Spielautomaten.
Bis ganz nach unten
Ihr Manager arrangierte für Bílá Konzerte im Königlichen Opernhaus in Madrid oder in der weltberühmten Carnegie Hall. Doch die Sängerin sagte ihre Auftritte ab. Sie hatte keine Lust zu singen und schon gar nicht zu reisen.
„Sie war eines der größten Talente Tschechiens. Sie hatte alle Voraussetzungen, bis auf eine einzige, aber eine sehr wichtige – und das waren Arbeitslust und Zuverlässigkeit“, schrieb der Musikkritiker Jiří Černý vor fünf Jahren nach ihrem Tod. Věra Bílá starb am 12. März 2019 im Alter von 64 Jahren in Plzeň / Pilsen, krank, einsam und verschuldet durch ihre lebenslange Spielsucht.