Ernteausfälle wegen Frostschäden: Tschechiens Landwirtschaftsminister kündigt Millionenhilfe an
Der Frost im April hat – in Kombination mit den vorherigen warmen Temperaturen – in Tschechien bei vielen Obstbauern und Winzern zu massiven Schäden geführt. Wegen der Ernteausfülle und den Umsatzeinbrüchen stehen manche der Erzeuger vor dem Aus. Nun will die Politik die Landwirte unterstützen und hat Finanzhilfen in Millionenhöhe angekündigt.
Die Aprikosen von Pavel Holub sehen nicht so aus, wie sie eigentlich aussehen sollten. Sie sind deformiert, von gummiartiger Konsistenz und haben eine dunkle Farbe. Rund vier Fünftel seiner Marillen hätten die Frostwelle im April nicht überlebt, und auch die Kirschen seien beschädigt, so der Obstbauer aus Südböhmen.
Ernteausfälle wegen der niedrigen Temperaturen melden derzeit viele Landwirte in Tschechien, vor allem in Böhmen. Martin Ludvík zufolge steht deshalb mehr als die Hälfte der tschechischen Obsterzeuger vor dem Aus. Der Präsident des Obstbauernverbandes sagte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Hierzulande gibt es viele spezialisierte Betriebe. Vor allem sind das kleine Familienfarmen, die keine andere Finanzierungsgrundlage haben außer dem Obstanbau. Oft haben sie nur eine überschaubare Fläche, verkaufen die Produkte lokal und verarbeiten die Erzeugnisse direkt vor Ort. Diese Betriebe werden nun ein Jahr lang gar kein Einkommen haben, und das wird ihre Existenz gefährden.“
Betroffen sind zudem auch einige der Winzer in Tschechien. Zwei Milliarden Kronen (80 Millionen Euro) soll der Schaden auf den Weinbergen betragen, hatte unlängst der Branchenverband beziffert. Das Minus würde damit sogar doppelt so hoch ausfallen wie bei den Obsterzeugern. In Mähren, wo die meisten der tschechischen Weingüter liegen, konnte aber ein Großteil der Ernte gerettet werden.
Am Donnerstag kamen die Verbandsvertreter mit Landwirtschaftsminister Marek Výborný (Christdemokraten) zusammen. 138.000 Tonnen Obst sollten hierzulande eigentlich in diesem Jahr geerntet werden, nun würden es nur 30.300 Tonnen sein, sagte der Minister nach dem Treffen. Um den Betroffenen zu helfen, will sein Ressort 100 Millionen Kronen (4 Millionen Euro) zur Verfügung stellen. Aber an wen genau soll die Nothilfe ausgezahlt werden? Der Minister:
„Wichtig ist, nun Kriterien für die Hilfe zu bestimmen, die natürlich auch von den finanziellen Möglichkeiten abhängt. Meine Priorität sind bisher die Obstbauern, deren Ernte de facto für ein Jahr ausfällt.“
Vor allem jene Bauern, bei denen die Schäden über 50 Prozent betragen, sollen prioritär unterstützt werden, so Výborný. Fördergelder sind zudem für Winzer und Baumschulen vorgesehen. Wie hoch genau all diese Mittel sein werden, wird frühestens nach Dienstag feststehen, wenn die Regierung über den Vorschlag des Landwirtschaftsministeriums verhandeln wird. Um die Situation zu bewältigen, hat Marek Výborný eigenen Angaben zufolge auch Hilfsgelder bei der Europäischen Kommission beantragt.
Martin Ludvík äußert sich zufrieden über die angedachte Unterstützung. Ihm zufolge müssen die Finanzmittel aber auch dafür eingesetzt werden, in Großbetrieben eine Sicherung des Personals zu gewährleisten. Die Mitarbeiter könnten in Ermangelung an Aufträgen nämlich in andere Berufssparten abwandern. Diese Befürchtung teilt auch Jana Zikmundová aus der kleinen Gemeinde Nebílovy / Nebillau im Kreis Plzeň / Pilsen. Die Schäden in ihrer Anlage belaufen sich auf etwa 15 Millionen Kronen (600.000 Euro).
„Im Obstanbau gibt es einige wenige Stammangestellte, und dann werden noch Aushilfskräfte etwa für die Ernte angeheuert. Nun muss sichergestellt werden, dass die Leute dabeibleiben. Denn uns Obsterzeugern machen bereits die niedrigen Ankaufspreise mächtig zu schaffen, und das Risiko einer Abwanderung von Arbeitskräften liegt auf der Hand.“