Mit Humor und positiver Energie: Ballettpremiere von „Coppélia“ in der Prager Staatsoper
Das Ballett „Coppélia“ mit Musik von Léo Delibes wurde seit seiner Pariser Weltpremiere vor 154 Jahren in der ganzen Welt gespielt. Eine Neuinszenierung von „Coppélia“ in der Choreographie von Ronald Hynd hatte am 16. Mai in der Prager Staatsoper Premiere. Martina Schneibergová hat während der Generalprobe mit dem Leiter des Ballettensembles des Prager Nationaltheaters, Filip Barankiewicz, und dem Solotänzer Paul Irmatov gesprochen.
Herr Barankiewicz, was war ausschlaggebend für die Wahl des Balletts „Coppélia“, mit dem das klassische Repertoire des Ensembles ergänzt wird?
„Für unser Ensemble ist es wichtig, klassisches Repertoire zu spielen. Das ist die einzige Möglichkeit, die technischen Leistungen auf einem hohen Niveau überprüfen zu können und sich auch weiterzuentwickeln. Ich habe mir vier verschiedene Versionen von ,Coppélia‘ angeschaut. Diese Version habe ich 2016 in Tallin gesehen, bevor ich angefangen habe, in Prag als Ballettdirektor zu arbeiten. Ich war von der Choreografie fasziniert. Denn sie wurde mit viel Humor kreiert. Und das ist das, was wir auch in unserem Repertoire brauchen. Das Stück ist für Familien mit Kindern zu empfehlen. Es ist sehr farbenvoll und – wie ich bereits sagte – humorvoll.“
Der Choreograf Ronald Hynd kreierte das Ballett 1985 für das Englische Nationalballett…
„Ich habe es zufälligerweise in Tallin gesehen, als ich dort als Coach für Onegin-Proben engagiert wurde. Ich suche nur Stücke für das Repertoire aus, die ich selbst gesehen habe. Es gibt auch eine Coppélia-Fassung von Choreograf Roland Petit sowie eine moderne Version von Jean-Christophe Maillot. Letztere habe ich in Monte Carlo gesehen und finde sie auch super, denn sie erzählt über die Künstliche Intelligenz. Das Thema mit der ursprünglich mechanischen Puppe kann nie veraltern.“
War es schwierig, den britischen Choreografen Ronald Hynd nach Prag zu holen?
„Überhaupt nicht. Ich habe sein Ballett gesehen und mich sozusagen in seine ,Coppélia‘ verliebt. Ich habe Ronald Hynd dann kontaktiert und ihn eingeladen. Er ist ein unglaublicher Gentleman, mit 93 Jahren verbringt er jeden Tag im Ballettsaal. Was er geschafft hat, ist, dass er die traditionelle Version von Marius Petipa so gehalten hat, wie es sich hingehört. Hynd ist vor drei Wochen nach Prag gekommen. Wir haben drei Besetzungen für die Hauptrollen: Swanilda, Franz und Dr. Coppelius. Die Besetzungen sind sehr ausgeglichen, es ist schwierig zu sagen, welche die beste ist.“
Hat der Choreograf die Hauptdarsteller ausgewählt?
„Seine Assistentin ist früher als er nach Prag gekommen. Die Besetzungen der einzelnen Partien haben wir zuerst nur nach dem Alphabet zusammengestellt, mit der Zeit haben sie sich dann herauskristallisiert. Vor zwei Wochen fragten wir Ronald, ob er die Besetzungen so lassen möchte, wie sie waren. Er fand sie perfekt.“
Haben Sie selbst als Tänzer Erfahrungen mit „Coppélia“?
„Ich habe nie in dem Stück getanzt. Auf dem Repertoire des Stuttgarter Balletts, stand ,Coppélia‘ nicht (Filip Barankiewicz war 18 Jahre lang Solist des Stuttgarter Balletts, Anm. d. Red.). Das einzige, was ich kenne, ist ,Der Sandmann‘ von Choreograf Christian Spuck, der nach der gleichnamigen Erzählung von E. T. A. Hoffmann kreiert wurde. Die Geschichte ist die gleiche wie bei ,Coppélia‘. Ich denke, unsere ,Coppélia‘ strahlt viel positive Energie aus.“
Was planen Sie mit dem Ensemble in den nächsten Wochen?
„Wir führen in dieser Spielzeit noch das Stück ,Beyond Vibrations‘ auf, das Anfang der Saison Premiere hatte. Im Nationaltheater wird des Weiteren die Tanzvorstellung ,bpm‘ gespielt. In der Staatsoper steht das Ballett ,La Sylphide‘ auf dem Programm. Die Saison beenden wir mit ,Romeo und Julia‘, wobei wir zwei neue Julia-Darstellerinnen haben.“
Herr Irmatov, ist diese Inszenierung Ihre erste Begegnung mit ,Coppélia‘?
„Jeder Balletttänzer kennt natürlich das Ballett ,Coppélia‘. Es ist nicht meine erste Begegnung mit dem Stück. Als Kind trat ich in dem Ballett in meiner Heimatstadt in der Rolle des Kindes des Bürgermeisters auf. Aber zum ersten Mal tanze ich nun die Hauptrolle von Franz und freue mich schon sehr darauf.“
Welcher der drei Akte ist der schwierigste?
„Für Franz ist definitiv der dritte Akt am schwierigsten. Denn in den ersten beiden Akten macht er nicht wirklich viel.“
Wie ist die Zusammenarbeit mit dem britischen Choreografen Ronald Hynd für Sie?
„Es ist spannend, mit ihm zu arbeiten. Denn er versucht, uns die Rolle so natürlich wie möglich nahezubringen. Die größte Korrektur von ihm, die ich gehört habe, war, dass ich nicht wie ein Prinz aussehen soll. Es ist zwar ein klassisches Ballett, aber alles muss sehr natürlich wirken, es muss eine bäuerliche Atmosphäre sein. Ich finde es schön, nicht nur Prinzen zu spielen, sondern auch Bauern oder andere Rollen.“
Der Choreograf ist vor drei Wochen nach Prag gekommen. Wie wurde das Stück vorher einstudiert?
„Noch vor unserer Oman-Tournee haben wir mit seiner Assistentin zusammengearbeitet. Sie hat uns die Schritte beigebracht, und wir haben ein bisschen geübt. Nach der Rückkehr von der Tournee wurde die Arbeit fortgesetzt. Anschließend kam der Choreograf, um den finalen Schliff zu geben.“
Braucht der Darsteller von Franz, dem Jungen, der sich in eine mechanische Puppe verliebt, nicht auch schauspielerische Fähigkeiten?
„In den beiden ersten Akten ist tatsächlich eine schauspielerische Leistung gefragt. Im dritten Akt ist es viel mehr tänzerisch.“
Das Ballett „Coppélia“ wird in dieser Spielzeit noch mehrmals in der Prager Staatsoper gespielt. Die nächsten Vorstellungen finden am Sonntag, dem 19. Mai, um 14 und um 19 Uhr statt. Es gibt noch Restkarten. Das Stück steht auch in der nächsten Saison auf dem Programm.