Vor 170 Jahren: Grundsteinlegung für die Kyrill-und-Method-Kirche in Karlín
Sie ist eine weithin sichtbare Dominante im Prager Stadtteil Karlín: die Kirche der heiligen Kyrill und Method. Bei der feierlichen Grundsteinlegung am 10. Juni 1854 waren auch der Habsburger Kaiser Franz Joseph I. und seine Frau Elisabeth, genannt Sissi, zugegen.
Das Kaiserpaar hatte zuvor wesentlich zu einer Geldsammlung beigetragen, die die Errichtung eines der größten Kirchenbauten seiner Zeit überhaupt erst ermöglichte. Schon Franz Josephs Vorgänger, Ferdinand I., hatte Mittel für das Vorhaben gespendet. Er verbrachte seinen Lebensabend in Prag.
Nach einem der Vornamen seiner Ehefrau Maria Anna war die damalige Prager Vorstadt Karolinenthal / Karlín benannt worden. Gut neun Jahre nach der Grundsteinlegung und 1000 Jahre nach der Ankunft der Priester Kyrill und Method in Böhmen wurde die neue Kirche am 18. Oktober 1863 vom Prager Erzbischof und Kardinal Friedrich zu Schwarzenberg geweiht.
Reiche Ausstattung
Die dreischiffige Basilika im neuromanischen Stil ist das Werk zweier Architekten: des Österreichers Carl Roesner und des Tschechen Vojtěch Ignác Ullmann. Dominiert wird der Bau von zwei 74 Meter hohen Türmen auf der Südseite. Das steinerne Portal ist reich verziert und kann durchaus den Kathedralen in Reims oder Aachen konkurrieren. Als zentrales Motiv ist Jesus zu sehen, der die knienden Kyrill und Method segnet. Autor des Reliefs ist der Bildhauer Václav Levý. Außer ihm war noch eine ganze Reihe weiterer hervorragender Künstler an der reichen Ausstattung der Kirche beteiligt, so etwa der Maler František Ženíšek. Zudem war die Orgel mit ihren 3000 Pfeifen damals die größte in Böhmen.
Zerstörerisches Hochwasser
Über die Jahrzehnte blieb der imposante Bau von Zerstörung und Unglücken weitgehend verschont. So überstand er etwa auch die Luftangriffe auf die umliegenden Fabriken während des Zweiten Weltkriegs. Die Katastrophe kam erst mit dem Jahrhunderthochwasser 2002. Karlín war eines der am meisten betroffenen Stadtviertel Prags, und das Wasser stand in der Kirche zwei Meter hoch. Die umfangreichen Restaurierungsarbeiten dauerten drei Jahre und waren erneut den Spenden von Tausenden Menschen zu verdanken.