Aus für Pub crawls in Prag: Magistrat verbietet organisierte Kneipentouren

Dieser Tage reflektieren auch große internationale Tageszeitungen wie „Politico“ in Brüssel oder „The Guardian“ in London, was gerade im Prager Magistrat beschlossen wurde. In der tschechischen Hauptstadt darf es nämlich keine organisierten Kneipentouren, sogenannte Pub crawls, mehr geben. Und diese waren gerade bei Touristengruppen aus dem westlichen Ausland immer sehr beliebt.

Wer sich schon einmal am Wochenende im Prager Zentrum aufgehalten hat, wird ihm sicher begegnet sein: einem Pulk an Leuten auf Pub crawl. Sie sind gut bis übermäßig gut gelaunt, haben oft einheitliche T-Shirts oder Kostüme an und sind darum nicht zu übersehen oder zu überhören. Solche Gruppen wenden sich in der tschechischen Hauptstadt gern an spezialisierte Agenturen, um sich einen Abend lang von einer Kneipe in die nächste führen zu lassen.

Illustrationsfoto: Juan Pablo Bertazza,  Radio Prague International

Pub crawls sind allerdings nicht nur in Prag ein Phänomen. Wegen der verhältnismäßig niedrigen Preise für Alkohol waren sie hierzulande bisher aber ein besonders verlässliches Verdienstkonzept. Dies bestätigt Miroslav Prokeš, Mitglied im tschechischen Fremdenführerverband, in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Dabei handelt es sich etwa um Junggesellenabschiede, organisiert von Reisebüros für junge Männer und Frauen, die kurz davor stehen, eine Familie zu gründen. Diese werden beworben mit dem Aufruf, sich hier ein letztes Mal richtig auszutoben.“

Damit ist nun – zumindest in professionalisierter Form – Schluss. Der Prager Magistrat hat am Montag das Verbot von organisierten Kneipentouren beschlossen. Es tritt mit Aufnahme der Verordnung in die Sammlung der Rechtsvorschriften sofort in Kraft. Jiří Pospíšil (Top 09), stellvertretender Oberbürgermeister und Kulturstadtrat, begründet:

„Prag soll vor allem eine Stadt für seine Bewohner sein und nicht nur ein Freiluftmuseum für Touristen. Mit diesem Motto sind alle Parteien bei den Wahlen zum Stadtparlament angetreten. Darum sollten wir versuchen, den hiesigen Tourismus kultiviert und maßvoll zu regulieren, damit er die Bevölkerung nicht total belästigt.“

Jiří Pospíšil | Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Die Vorlage zu der neuen Verordnung kam aus dem Rathaus des ersten Prager Stadtbezirks, der die Altstadt und einen Teil der Neustadt umfasst. Anlass seien die anhaltenden Beschwerden der dortigen Anwohner gewesen, erläutert Pospíšil:

„Ich will betonen, dass dieser Vorschlag nicht kontrovers aufgenommen wird. Es gibt keine Proteste aus der Tourismusbranche oder von den Prager Fremdenführern. Das Thema wurde auf verschiedenen Ebenen detailliert diskutiert, so etwa in der Prager Tourismuskommission.“

Dies bestätigt Miroslav Prokeš für den tschechischen Fremdenführerverband:

„Wir arbeiten seit langem mit Herrn Pospíšil, dem Prager Magistrat und dem ersten Prager Stadtbezirk zusammen. Es geht um unser gemeinsames Interesse, damit Prag wahrgenommen wird als eine Stadt voller Sehenswürdigkeiten und nicht voller Kneipen.“

Die Presseagentur ČTK zitiert allerdings Kritik an dem Magistratsbeschluss vom Montag. So habe das Unternehmen Prague Pub Crawl geäußert, er sei nur ein populistischer Schritt. Das Problem der nächtlichen Ruhestörung würde dadurch nicht gelöst, weil es nicht genügend Streifenpolizisten gebe, so die Stellungnahme. Und die Veranstalterfirma Drunken Monkeys argumentiert, dass der meiste Lärm von nicht-organisierten Gruppen ausgehe. Den Interessierten nun keine geführte Kneipentour mehr zu erlauben, werde das Lärmproblem nur verschlimmern, zitiert ČTK die Firma.

Stadtrat Pospíšil hält dagegen:

„Es ist richtig, dass die Polizei bei einem Verstoß gegen die Vorschriften einschreiten kann. Aber die Einschätzung des ersten Prager Stadtbezirks kommt zu dem Ergebnis, dass ein Unterschied besteht, wenn eine Familie oder eine Gruppe mit zwei, drei Touristen die Nachtruhe stören und daran gehindert werden sollen. Oder ob es 30 oder 40 Touristen sind, die von einer Agentur in der Gruppe gezielt von einer Gaststätte in die nächste geführt werden.“

Niemandem solle verboten werden, in der Kneipe zu sitzen und Alkohol zu trinken, unterstreicht Pospíšil. Dies werde in Prag nun aber nicht mehr in großen organisierten Gruppen geschehen, die nach 22 Uhr lautstark unterwegs seien, so der Stadtrat.

Autor: Daniela Honigmann | Quelle: Český rozhlas
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