Alles Roger: Neues Zentrum zur Steuerung von Satelliten in Prag eröffnet
In Prag gibt es ein neues Zentrum zur Steuerung von Satelliten. Bisher wird von dort aus nur ein einziger solcher Flugkörper aus tschechischer Produktion kontrolliert – doch in Zukunft könnten es mehr werden.
Im Aeronautischen Forschungs- und Prüfungsinstitut (VZLÚ) im Prager Stadtteil Letňany befindet sich seit Neuestem ein Zentrum zur Steuerung von Satelliten – ein sogenanntes Space Operations Center (SOC). Ende Oktober wurde es eingeweiht. Die Leitstelle sieht aus wie die Kommandozentralen, die man aus Filmen kennt, etwa wie die in Houston oder in Cape Canaveral in den USA: Der fensterlose Raum ist dramatisch ausgeleuchtet, überall an den Wänden hängen Bildschirme. Die Einrichtung in der tschechischen Metropole ist allerdings wesentlich kleiner als die in den Staaten. Lediglich fünf Arbeitskräfte passen hier hinein, und sie steuern bisher auch nur einen einzigen Satelliten, den VZLUSAT-2. Pavel Jiroutek überwacht die Flugbahn des künstlichen Erdtrabanten auf einem der großen Monitore:
„Hier sehen wir die aktuelle Position. Er nähert sich gerade langsam dem Bereich an, den unsere Bodenstation in Vlkoš u Kyjova überblickt. Wenn der Satellit über sie hinwegfliegt, besteht ein direkter Kontakt. Dazu kommt es drei- bis fünfmal am Tag.“
Der Satellit VZLUSAT-2 wurde 2022 in den Orbit geschossen und hat bereits einige hochauflösende Bilder aus dem All geliefert. Bisher wurde dieser Flugkörper von der Westböhmischen Universität in Plzeň / Pilsen aus gesteuert. VZLUSAT-2 ist aber nur der erste Satellit, über den die neue Zentrale künftig in Prag wachen soll.
„Unsere Hauptaufgabe ist es, eine Technologie zu entwickeln, mittels derer wir die Satelliten in der Umlaufbahn durch einen Düsenantrieb steuern können“, sagt Róbert Šošovička.
Er leitet am Aeronautischen Forschungs- und Prüfungsinstitut die Mission VZLUGEM. Ziel ist es, zwei Satelliten gleichzeitig in die Umlaufbahn zu bringen. Sie sollen ungefähr so groß wie Schuhkartons sein und über Solarpaneele verfügen.
„Mindestens einer der Satelliten wird mit einem Antriebssystem ausgestattet. Dadurch kann er sich dem anderen annähern. Die Navigation erfolgt über Kameras, die das Objekt automatisch identifizieren. Und wir können den Satelliten von hier aus manövrieren.“
Geplant ist, dass es in rund 500 Kilometern Höhe zu dem sogenannten Rendezvous kommt, bei dem sich der manövrierbare Satellit an den anderen andockt. Während dieser Vorgang bei großen Raumschiffen gang und gäbe ist, kommt es nur selten zu einem Ankuppeln von unbemannten Satelliten im All. Aber wozu das Ganze?
„Wir können Reparaturen an dem Satelliten durchführen, Treibstoff nachfüllen, oder ihn aus dem Orbit ziehen“, erläutert Šošovička, und gerade letzteres ist relevant.
Denn bei dem Wiedereintritt in die Atmosphäre verglühen die Flugkörper. Die kleinen Mini-Satelliten könnten so in Zukunft etwa Weltraummüll aufräumen. Sie sollen aber auch im Verteidigungssektor zum Einsatz kommen, etwa bei der Auskundschaftung feindlicher Objekte.
Aktuell forschen die tschechischen Wissenschaftler an ihren ersten Entwürfen für die neuen Kleintrabanten. Ende 2026 oder zu Beginn des Jahres 2027 sollen die Flugkörper dann ins All geschossen werden. Welche Trägerrakete dafür eingesetzt werden soll, ist laut einer Pressemitteilung des Aeronautischen Forschungs- und Prüfungsinstituts bisher noch nicht klar. Ein heißer Kandidat, so heißt es, sei aber der Raumfahrtkonzern SpaceX des Milliardärs Elon Musk.
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