Mit den Hippies auf dem Mond: „Die Ausflüge des Herrn Brouček“ eröffnen Festival „Janáček Brno“
Mit einer Neuproduktion der Oper „Die Ausflüge des Herrn Brouček“ wurde vor einer Woche das Festival „Janáček Brno“ eröffnet.
Mit Standing Ovations hat das Publikum die Künstler im Janáček-Theater belohnt. Die Regie hatte der namhafte kanadische Regisseur Robert Carsen. Das Libretto basiert auf zwei satirischen Romanen des tschechischen Schriftstellers Svatopluk Čech (1846–1908) über den Prager Kleinbürger Brouček. Der leidenschaftliche Biertrinker wandert zuerst im Traum auf dem Mond, im zweiten Teil der Oper reist er in die Vergangenheit unter den Hussiten. Die Neuproduktion der „Ausflüge des Herrn Brouček“ wurde in Zusammenarbeit mit der Berliner Staatsoper Unter den Linden und dem Teatro Real in Madrid einstudiert. Jiří Heřman ist der künstlerische Leiter der Oper des Nationaltheaters Brno / Brünn. Er ist selbst auch Regisseur. Zur Neuproduktion der Oper sagt er:
„Für Robert Carsen war wichtig, dass der Inhalt der Oper nicht nur für das tschechische, sondern auch für das ausländische Publikum verständlich ist. Inspiration fand er in den 1960er Jahren – in der Landung der Menschen auf dem Mond. Im zweiten Teil ließ er sich von den historischen Ereignissen des Jahres 1968 inspirieren, als es zum Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei kam, und als für die Freiheit gekämpft wurde.“
Die Oper entspricht voll und ganz dem Motto des diesjährigen Festivals. Dieses lautet „Grenzenlos“. Der Regisseur entführt die Zuschauer dem Libretto entsprechend zuerst auf den Mond. Die Mondbewohner, denen der träumende Herr Brouček begegnet, sind Hippies, und er feiert mit ihnen ganz groß im Woodstock-Stil. Im zweiten Teil der Oper erlebt Brouček das Prag des Jahres 1968. Mit dabei sind auch die Eishockeyspieler, die damals für ihren Sieg über die Russen gefeiert wurden. Und schließlich rollt ein Panzer auf die Bühne. Die Titelrolle, die auch viel schauspielerisches Können erfordert, singt der britische Tenor Nicky Spence. Er trat bereits im vergangenen Jahr bei dem Festival in Brünn auf. Jiří Heřman dazu:
„Damals hat er wirklich phänomenal das ‚Tagebuch eines Verschollenen‘ gesungen. Nicky Spence ist für mich auch schauspielerisch der perfekte Darsteller für den Herrn Brouček.“
Nicky Spence wurde nicht nur mit großem Beifall des Publikums belohnt, sondern auch von der Leoš-Janáček-Stiftung mit einer Gedenkmedaille geehrt. Diese nahm er auf der Bühne unmittelbar vor der Vorstellung entgegen. Der Tenor dankte auf Tschechisch:
„Das ist eine große Ehre. Ich fühle mich in Brünn wie zu Hause. Mein Herz ist voll von Janáček!“
Beim Festival „Janáček Brno“ werden in den nächsten Tagen auch weitere Opern des Komponisten aufgeführt. Die Staatsoper Unter den Linden aus Berlin gastiert mit der „Sache Makropulos“ in Brünn. Der künstlerische Leiter der Brünner Oper dazu:
„Es ist eine Produktion, die eine philosophische und tief menschliche Dimension hat. Claus Guth gehört zu den renommiertesten Regisseuren. Vor kurzem hatte er die Regie einer ‚Jenufa‘-Inszenierung in London.“
Bei dem Festival führt das Mährische Theater aus Olomouc / Olmütz die „Jenufa“ auf. Mit einer Sondervorstellung zum 100. Jubiläum der Oper „Das schlaue Füchslein“ geht das Festival am 24. November zu Ende.
Neben Opernvorstellungen stehen auch viele Kammer- und Orchesterkonzerte auf dem Programm. In einem Konzert zum 150. Geburtstag von Arnold Schönberg tritt die Staatskapelle Berlin unter der Leitung von Jakub Hrůša am 17. November im Janáček-Theater auf.
Das Festival „Janáček Brno“ findet noch bis 24. November statt. Mehr über das Programm erfahren Sie unter https://janacek-brno.cz/de/.