Rundfunksymphoniker organisieren Konzert mit 1000 Chorsängern und veröffentlichen neue Smetana-CD

Petr Popelka und SOČR

Das Prager Rundfunksinfonieorchester hat unter der Leitung seines Chefdirigenten Petr Popelka drei CDs mit sinfonischen Werken von Bedřich Smetana herausgegeben. Die CDs, auf denen auch der Zyklus sinfonischer Dichtungen „Mein Vaterland“ nicht fehlt, sind an diesem Freitag erschienen. Martina Schneibergová hat nach der Vorstellung der Albumtrilogie mit Dirigent Petr Popelka gesprochen.

Herr Popelka, wie wurde die Auswahl von Smetanas Werken für die drei neuen CDs zusammengestellt?

Petr Popelka | Foto: Khalil Baalbaki,  Tschechischer Rundfunk

„Das ist ein Projekt, das aus der Zeit stammt, in der ich als Chefdirigent zum Sinfonieorchester gekommen bin. Und diese drei CDs aufzunehmen, hat wirklich zwei Jahre lang gedauert. Der Tonträger heißt ,Má vlast‘ also ,Mein Vaterland‘, wir haben aber auch einige andere sinfonische Werke aufgenommen. Dazu gehören drei sinfonische Dichtungen, die sogenannten ,schwedischen‘ Dichtungen, die Smetana in Schweden geschrieben hat – am Anfang seiner Komponistenkarriere. Des Weiteren haben wir uns für seine Triumph-Sinfonie entschieden sowie für das wunderbar instrumentierte Streichquartett ,Aus meinem Leben‘, das neben ,Mein Vaterland‘ das ikonischste Stück von Smetana ist. Aufgenommen haben wir es in einer Orchesterfassung von George Szell, die ich sehr gelungen finde. Wir haben also eine Reise durch das künstlerische Schaffen von Bedřich Smetana unternommen.“

Es gibt unzählige Aufnahmen von „Mein Vaterland“. Kann man sich davon inspirieren lassen, auch wenn man schließlich seinen eigenen Weg finden muss?

„Sicherlich, das ist eine Sache der Balance. Ich habe mir viele Aufnahmen angehört, von den ältesten Aufnahmen bis zu den neuesten, aber am Ende muss man seinen eigenen Weg finden. Und das war für uns das Wichtige, nicht nur einfach eine weitere Aufnahme davon zu machen, sondern wirklich etwas Besonderes zu schaffen. Wir haben sehr viel Zeit investiert, auch mit dem Regisseur Petr Strejc und dem Tontechniker Rostislav Supa. Wir haben viel gemeinsam daran gearbeitet und wirklich jeden Schnitt zusammen gemacht. Es war ein langer Prozess und es ist wirklich etwas Persönliches entstanden.“

Präsentation der neuen CD von SOČR | Foto: Khalil Baalbaki,  Tschechischer Rundfunk

Mögen Sie eine der sinfonischen Dichtungen am meisten?

„Das ist eine schwierige Frage. Ich mag sie wirklich alle, ich bin generell ein großer Smetana-Fan. Ich bewundere seine künstlerische Entwicklung, die er als Komponist gemacht hat. Deswegen liebe ich alle seine Werke auf eine bestimmte Weise. Wenn ich zwei aussuchen müsste, dann wäre das wohl tatsächlich etwas aus mein ,Mein Vaterland‘, und zwar zum einen das Stück ,Tábor‘. Das ist in meinen Augen wirklich ein Meisterwerk der Komposition. Dieses Werk ist vergleichbar mit Brahms, wirklich etwas Unglaubliches. Und das andere wäre ,Šárka‘, die dritte sinfonische Dichtung aus ,Mein Vaterland‘. Das ist das kürzeste Stück, und es ist ein Werk, das wirklich eine Geschichte erzählt und das so gut, dass man wirklich aus jedem Ort diese Geschichte ablesen kann. Diese zwei Stücke liegen mir am meisten am Herzen.“

Sie treten oft auch im Ausland mit verschiedenen Orchestern auf. Sind die schwedischen Dichtungen im Ausland bekannt? Sie waren ja auch mehrere Jahre in Norwegen tätig…

„Wir haben tatsächlich in Norwegen Smetanas ,Håkon Jarl‘ aufgeführt, weil es mit einer norwegischen Legende zusammenhängt. Aber leider werden diese sinfonischen Dichtungen nicht oft im Ausland gespielt. Das mag an vielen Gründen liegen. Smetana schuf diese Werke, als er sich als Komponist noch selbst suchte. Man hört auch Einflüsse von Franz Liszt. Aber ich mag diese Stücke sehr, weil man da sein unglaubliches Talent, sein dramatisches Talent erkennt, das er dann später in seinen Opern entwickelte. Man kann das in den sinfonischen Dichtungen einfach spüren. Deswegen mag ich sie und ich werde sie immer mal wieder in Konzerten aufführen. Aber im Ausland ist das ansonsten eher eine Rarität.“

Kommen wir noch kurz auf das Adventskonzert „1000 Stimmen im Advent“ zu sprechen. Wie ist die Idee dazu entstanden? Und wie ist es überhaupt, so viele Stimmen zu dirigieren?

„Ja, das ist wirklich ein langes Projekt. Die Vorbereitungen dauern schon ein Jahr. Wir haben alle Laienchöre aus ganz Tschechien kontaktiert, und es haben sich so viele Chöre angemeldet, dass wir nach einer Woche Stopp sagen mussten. Denn die Kapazität war schon ausgereizt – nach einer Woche. Wir freuen uns auf die besondere Atmosphäre, in der so viele Menschen einfach zusammentreffen, um die Weihnachtszeit und das Ende des Jahres 2024, das das Jahr der tschechischen Musik ist, gemeinsam zu feiern. Es ist natürlich ein großer Aufwand, das zusammen vorzubereiten. Die Chöre können sich nicht vorher treffen. Deswegen haben wir Videos aufgenommen und darin erklärt, wie sie sich vorbereiten können. Denn jeder, der in einem im Chor singt, weiß, wie wichtig es ist, wo man atmet, wie das Tempo ist, wo man die Wörter spricht. Es gibt viele technische Sachen, die man vorbereiten muss. Und zu diesem Zweck haben wir die Videos vorbereitet. All das war sehr viel Aufwand, aber es wird nun wirklich das größte Konzert zu diesem Fest der tschechischen Musik sein.“

Die beiden Konzerte mit dem Titel „Tisíc hlasů adventu“ finden am Sonntag, 22. Dezember um 16 und um 20 Uhr im Smetana-Saal im Prager Gemeindehaus statt. Auftreten werden dabei um die 1000 Sängerinnen und Sänger. Das Konzert wird live vom Tschechischen Rundfunk und vom Tschechischen Fernsehen übertragen.