Theresienstädter Komponisten im Fokus: Festival „Ewige Hoffnung“ in Prag
Am Sonntag, 2. Februar, wird in Prag die achte Auflage des Festivals „Věčná naděje“ (Ewige Hoffnung) eröffnet. Die Veranstaltungsreihe wurde vor allem ins Leben gerufen, um an Komponisten zu erinnern, die im KZ Theresienstadt interniert waren. Martina Jankovská ist Mitglied des Verwaltungsrats des Stiftungsfonds des Festivals. Radio Prag International hat mit ihr über das diesjährige Programm gesprochen.
Frau Jankovská, das Festival „Věčná naděje“ konzentriert sich diesmal nicht nur auf die Musik der Theresienstädter Komponisten. Was steht auf dem Programm und wie lautet das Motto?
„In diesem – mittlerweile schon achten – Jahrgang unseres Festivals möchten wir an den 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs erinnern. Unter diesem Motto findet das Eröffnungskonzert am 2. Februar in Prag statt. Auf dem Programm steht vorwiegend zeitgenössische Musik. Es erklingt die Komposition ,Das griechische Denkmal für Lidice‘ von Marios Christou, das von einem Werk von Bohuslav Martinů, dem ,Denkmal für Lidice‘, inspiriert worden ist. Anschließend wird die zweite Sinfonie von Arthur Honegger gespielt, die im Laufe des Zweiten Weltkriegs entstanden ist, und zum Abschluss das Requiem von Tigran Mansurian. Mansurian ist ein Komponist armenischer Herkunft. Das Werk ist zum Andenken an den vor 110 Jahren an den Armeniern verübten Völkermord entstanden. Ich habe die tschechische Uraufführung des Werks vor fünf Jahren gehört, es ist wirklich eindrucksvoll.“
Wer stellt das Festivalprogramm zusammen?
„Unsere junge Dramaturgin, Kristina Vocetková. Sie widmet sich nicht nur dem Programm, sondern spielt auch selbst im Klaviertrio mit.“
Fast alle Kompositionen sind entweder mit dem Krieg oder dem Kampf für Gerechtigkeit verbunden. Einige hängen mit den während der NS-Zeit verfolgten Komponisten zusammen. Können Sie noch ein paar Beispiele nennen?
„Wir möchten grundsätzlich an die Komponisten von Theresienstadt erinnern. Zudem wollen wir an den 80. Todestag von Gideon Klein gedenken. Er war der jüngste der Theresienstädter Komponisten. Im Rahmen des Festivals führen wir ein Theaterstück auf. Es heißt ,Gido – das Porträt eines Komponisten‘, und Autor ist der britische Musikologe und Dramatiker David Fligg. An Guido Klein erinnern wir zudem mit einem Konzert, bei dem dieselben Werke erklingen wie bei einem Konzert, das Guido Klein mit seinen Mitgefangenen in Theresienstadt organisierte.“
Die Konzerte beziehungsweise die Vorstellung finden an verschiedenen Orten Prags statt. Es sind oft ungewöhnliche Orte für ein Konzert, beispielsweise die Beseder Gallery…
„Wir wollen die Besucher dorthin einladen, wo solche Veranstaltungen nicht ganz üblich sind. Und gerade die Beseder Gallery hat ein etwas raues Ambiente. In der Galerie gibt es ein Klavier. Bei dem Konzert in der Galerie präsentieren wir zwei junge Künstler: den Cellisten Vilém Vlček und den Pianisten Marek Kozák. Damit wollen wir auch die jüngere Generation ansprechen.“
Zum zweiten Mal wurde im Rahmen des Festivals auch ein Wettbewerb für Komponisten ausgeschrieben. Wer ist der Sieger, und wann erklingt seine Komposition?
„Der Wettbewerb wurde diesmal im Bereich Blasquintett ausgeschrieben. Gesiegt hat Ondřej Zámečník. Seine Komposition wird am 4. Februar im Rahmen unseres Festivalkonzerts in der Spanischen Synagoge Premiere haben.“
Was wird der Höhepunkt des Festivals sein?
„Unser Abschlusskonzert findet am 20. März in der Novoměstská radnice (Neustädter Rathaus) statt. Es wird in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Kulturforum veranstaltet. Wir haben das Wiener Klavierquartett eingeladen. Es spielt Werke, die einst Gideon Klein mit seinen Mitgefangenen im KZ Theresienstadt aufgeführt hat.“
Die Festivalkonzerte finden bis 20. März an verschiedenen Orten Prags statt. Mehr über das Programm erfahren Sie unter www.vecnanadeje.org.