Demokratin und Frauenrechtlerin: Františka Plamínková vor 150 Jahren geboren
Die tschechische Feministin Františka Plamínková hat sich sehr verdient gemacht um die Frauenemanzipation in den letzten Jahren der österreichisch-ungarischen Monarchie und während der Ersten Tschechoslowakischen Republik. Die Politikerin wurde vor genau 150 Jahren geboren, nämlich am 5. Februar 1875.
Františka Plamínková war die erste tschechische Senatorin und eine bedeutende Persönlichkeit der Frauenbewegung. Sie setzte sich für große Veränderungen ein, unter anderem für die Verankerung des Wahlrechts für Frauen in der Verfassung der Tschechoslowakischen Republik. Im Prager Rundfunkarchiv findet sich ein Ausschnitt einer Rede von 1937. Plamínková kritisiert darin die Novelle des Bürgerlichen Gesetzbuches, die weiterhin die Entscheidungsbefugnis eines Mannes über seine Ehefrau vorsah:
„Der Entwurf bedeutet eine große Enttäuschung für die Frauen. Aus den Bestimmungen geht hervor, dass er nichts am Grundsatz der Frauenunterordnung ändert, wie er vor 126 Jahren in das alte Gesetz aufgenommen worden war.“
Die Bemühungen der Politikerin um die gleichen Rechte für Frauen und Männer wirken sich bis heute auf die tschechische Gesellschaft aus. In ihrer Ansprache merkte Plamínková 1937 zudem an:
„Es gibt noch viele Bereiche, in denen die Frauen zur Verbesserung des Lebens beitragen können. Es gibt noch viel, was sie machen müssen.“
Františka Plamínková setzte sich dafür ein, dass Frauen in der Politik und der Staatsverwaltung vertreten sind. Sie unterstützte den Anspruch von Frauen auf Mutterschaftsurlaub und die Gründung von Kindergärten. Die Politikerin setzte unter anderem die Aufhebung des 50 Jahre lang geltenden Zölibats für Lehrerinnen durch. Plamínková habe selbst lange unterrichtet und darum mit ihrem Verlobten keine Familie gründen können, berichtet die Historikerin Dana Musilová in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Da sie sich bewusst war, welchen Wert die Freiheit für eine Frau hat, entschied sie sich – vielleicht mit einem blutenden Herzen –, ihren Freund Vilém zu verlassen und sich ausschließlich auf ihren Beruf und auf das öffentliche Engagement zu konzentrieren.“
Zur Aufhebung des Zölibats für Lehrerinnen kam es 1919. Damals war Plamínková 44 Jahre alt. Ein Jahr später wurde das Frauenwahlrecht in der Verfassung verankert. In der Hälfte der europäischen Länder durften Frauen damals jedoch noch nicht wählen.
Laut der Verfassung hatten die Frauen und Männer in der Tschechoslowakei eine gleichberechtigte Stellung. Der tatsächliche Wandel der Gesellschaft dauerte jedoch noch jahrelang. Auf der internationalen Ebene engagierte Plamínková sich im Frauenweltbund (International Council of Women).
Jitka Gelnarová vom Prager Nationalmuseum sagt, die Senatorin habe feministische Gedanken verbreitet und sich dafür nicht geschämt:
„Františka Plamínková leitete seit 1908 in der Zeitschrift für Lehrerinnen sogar eine Rubrik mit dem Titel ,Feminismus‘. Darunter verstand sie die Bemühung um die Gleichstellung von Frauen und Männern, um gleiche Chancen für Frauen und Männer sowie darum, dass die Frau als ein Mensch betrachtet wird.“
Plamínkovás Kampf für die Menschenrechte betraf nicht nur Frauen. Im September 1938 schrieb sie einen offenen Brief an Adolf Hitler, in dem sie ihrer Kritik Ausdruck verlieh:
„Als eine ehrliche Demokratin betrachte ich es als meine Pflicht, Ihnen, Herr Kanzler, diese Worte zu schreiben – in der festen Überzeugung, dass die Wahrheit auch gegen eine militärische Überlegenheit siegen wird.“
Anlässlich des 150. Geburtstags von Františka Plamínková wurde am Montag im Prager Senat eine Konferenz zu Frauenrechten organisiert. Senatspräsident Miloš Vystrčil (Bürgerdemokraten) forderte dazu auf, die Ideen von Plamínková weiterzuentwickeln. Der Bürgerdemokrat:
„Die Situation ist heutzutage viel besser als zu Zeiten der Ersten Republik. Gut ist sie jedoch nicht. Wenn eine Frau eine Rede hält, befasst sich die Mehrheit der Menschen damit, wie sie angezogen ist. Dies ist nicht normal.“
Františka Plamínková wurde nach dem tödlichen Attentat auf den stellvertretenden NS-Reichsprotektor Reinhard Heydrich verhaftet. Dies war im Mai 1942 von tschechoslowakischen Fallschirmjägern verübt worden. Plamínková lehnte es ab, das Attentat zu verurteilen. Am 30. Juni 1942 wurde die Politikerin von den Nationalsozialisten in Prag hingerichtet.
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