Oberösterreichischer Landeshauptmann Pühringer zu Besuch in Prag

Josef Pühringer und Daniel Herman (Foto: Sophie Menasse)

Der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) war am Dienstag in Prag. Er sprach mit den tschechischen Ministern für Kultur und Verkehr über nachbarschaftliche Beziehungen und Zusammenarbeit.

Josef Pühringer und Daniel Herman  (Foto: Sophie Menasse)
Der Besuch des oberösterreichischen Landeshauptmanns in Prag war wohl in erster Linie von symbolischer Bedeutung. Das 25-jährige Jubiläum des Falls des kommunistischen Regimes wurde zum Anlass genommen, um die nachbarschaftlichen Beziehungen zu reflektieren und neue Perspektiven für die Zusammenarbeit zu finden. Vor allem grenzüberschreitende Projekte im Bereich der Kultur sollen als Bindeglied zwischen den Staaten fungieren, wie Landeshauptmann Pühringer erläutert:

„Wir sehen die Kultur als Verbindungsmittel zwischen den Menschen. Vor 25 Jahren ist der Eiserne Vorhang gefallen, aber es sind noch Reste in den Köpfen und Herzen mancher Menschen vorhanden. Und hier kann die Kultur – und auch die Bildung – natürlich entscheidend dazu beitragen, dass die Verbindung über die Grenze, den ehemaligen Eisernen Vorhang, hinweg gestärkt wird.“

Der tschechische Kulturminister, Daniel Herman, sieht das ähnlich. Auch er ist von der Wichtigkeit überzeugt, gerade durch Zusammenarbeit im Bereich der Kultur die Spuren aus der Vergangenheit zu überwinden:

„Die Entwicklung der Wirtschaft, die Renovierung der Fassaden, das ist nicht so kompliziert, aber die Veränderung des Denkens, der Werteskala, das ist ein Prozess für mehr als nur eine Generation. Und wir sind irgendwo in der Mitte. Also 25 Jahre sind nicht genug. Aber es wurde schon viel getan, und der Raum der Freiheit ist da. Unsere gemeinsame Mission ist die Erfüllung dieses Raumes in einer positiven und konstruktiven Weise. Und glücklicherweise können wir das Hand in Hand erfüllen. Das ist eine gemeinsame Aufgabe.“

Die bisherige Zusammenarbeit umfasst unter anderem Partnerschulen und Partnerstädte, Kooperationen zwischen höheren Bildungseinrichtungen, verschiedene Ausstellungen sowie die Verleihung des goldenen Ehrenzeichens an Pavel Kohout. Pühringer zufolge bekam der Schriftsteller und Mitverfasser der Charta 77 den Preis für: „die Verdienste der Intellektuellen und Künstler für den Fall des Eisernen Vorhangs“.

Ein weiteres Projekt ist das gemeinsame Geschichtsbuch für den Schulunterricht, in dem historische Geschehnisse von verschiedenen Perspektiven beleuchtet und diskutiert werden sollen. Themen wie zum Beispiel die Habsburgermonarchie oder auch die Beneš-Dekrete sollen darin dann sowohl von tschechischer als auch von österreichischer Seite dargestellt werden können. Der österreichische Botschafter, Ferdinand Trauttmansdorff, setzt sich für dieses Projekt ganz besonders ein. Er erklärt den Stand der Entwicklungen:

Ferdinand Trauttmansdorff,  photo: Kristýna Maková
„Auf österreichischer Seite ist die Finanzierung für die kommenden drei Jahre gesichert. Auf tschechischer Seite hat sich das in letzter Zeit auch abgezeichnet. Wir werden nächste Woche innerhalb der bilateralen Historikerkonferenz ein Gespräch mit den Historikern haben. Dort wird sich auch die Grundlage für ein formelles Papier ergeben, sodass wir dann einen klaren Fahrplan haben.“

Josef Pühringer traf sich am Dienstag auch mit dem tschechischen Verkehrsminister, Antonín Prachař. Dabei ging es um die Verkehrsverbindungen zwischen Prag und Oberösterreich. Prachař versicherte, dass die Autobahn D 3 durch Südböhmen zur österreichischen Grenze bis 2021fertig gestellt werde. Der genaue Anknüpfungspunkt an der Grenze ist allerdings noch nicht geklärt. Ein ähnlicher Zeitplan gilt für den Bahnausbau. Die Strecke zwischen Prag und Budweis / České Budějovice soll bis 2018 fertiggestellt sein, danach könne der Ausbau zwischen Budweis und Linz beginnen.