Tschechische und österreichische Historiker erforschen gemeinsam Geheimdienstaktivitäten
Viele Fragen in der Geschichte der tschechisch-österreichischen Beziehungen sind in der Vergangenheit bereits erforscht und bewertet worden, vor allem zum Thema Vertreibung gibt es mittlerweile zahlreiche Forschungsarbeiten und Publikationen. Bisher weitgehend im Dunklen geblieben ist hingegen die heikle Frage, wer in den Zeiten des Kalten Krieges wen beobachtet und bespitzelt hat. Dieser und anderen Fragen wollen das Prager Institut zum Studium Totalitärer Regime und das österreichische Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung nun nachgehen. Dazu haben die beiden Institutionen am Donnerstag in Prag ein Kooperationsabkommen geschlossen.
„Das ist ein äußerst sensibles, aber zugleich äußerst wichtiges Thema zur Aufarbeitung unserer gemeinsamen Geschichte. Wir wissen über dieses Thema relativ wenig Bescheid. Es ist sowohl bei uns, als aber auch in Tschechien bisher nichts öffentlich gemacht worden, wie das geheimdienstliche Themen so an sich haben. Das Thema wurde tabuisiert, deshalb ist es wichtig, es jetzt aufzuarbeiten.“
„Es geht vor allem um den Austausch von Materialen und Dokumenten. Das ist sehr wichtig. Wir haben in unserem Archiv eine ganze Menge interessanter Sachen, die auch für unsere österreichischen Partner wichtig sind. In Österreich wiederum gibt es vieles, was für uns von Interesse ist. Die kommunistischen Geheimdienste haben auf dem Gebiet Österreichs sehr aktiv gearbeitet. Das ist gerade das, was uns interessiert.“
In den kommenden zwei Jahren sollen nun die zahlreichen Dokumente in den Archiven in Österreich und Tschechien gesichtet und analysiert werden. Auf einer Tagung sollen die Ergebnisse dann präsentiert werden, auch eine Publikation soll entstehen, erklärten die tschechischen und österreichischen Historikerteams anlässlich der Unterzeichung des Kooperationsvertrages.
Fotos: Tomáš Hájek, Österreichische Botschaft Prag