Obst und Gemüse gratis für tschechische Grundschüler

Tschechische Kinder sind zu dick. Dicker als Gleichaltrige in den meisten anderen Ländern. Das ergab eine Studie der OECD, deren Ergebnisse vor knapp einer Woche veröffentlicht wurde. Ärzte sagten, der Grund dafür sei, dass sich tschechische Kinder zu wenig bewegen, und nicht, dass ihre Ernährung falsch ist. Doch genau da, bei der Ernährung, soll nun ein von der EU gefördertes Projekt ansetzen, das die tschechische Regierung am Montag beschlossen hat.

„Obst und Gemüse gratis!“ wird es im kommenden Jahr für tschechische Grundschüler heißen. Das Projekt wird auch in den meisten anderen EU-Ländern durchgeführt. Die Idee dazu ist bereits drei Jahre alt. Und sie wurde damals auch von Tschechien unterstützt. 2008 aber machte die damalige Regierung Topolánek einen Rückzieher und lehnte die Umsetzung hierzulande ab. Eine Entscheidung, die die jetzige Übergangsregierung am Montag korrigierte.

„Einfach ausgedrückt: Ziel dieses Projektes ist es, die Ernährungsgewohnheiten der Kinder zu ändern“, sagt Landwirtschaftsminister Jakub Sebesta, dessen Ministerium das Projekt gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium koordinieren soll.

Die Kosten werden mit etwa 2,8 Millionen Euro beziffert. 2 Millionen steuert die EU bei. Herausgeworfenes Geld, sagen Kritiker. Kinder äßen Obst und Gemüse einfach nicht gern. Es sei daher zu befürchten, dass die gratis ausgegeben Äpfel und Orangen postwendend im Abfall landen. Wolle man tatsächlich die Ernährungsgewohnheiten der Kinder ändern, sei die Schule der falsche Ort, meint der Kinderpsychologe Václav Mertin:

„Schaden kann das Projekt zwar nicht. Es wäre gut, wenn die Kinder mehr Vitamine essen würden. Denn zu Hause bekommen viele nicht genug Vitamine. Aber ich glaube nicht, dass das Projekt die Essgewohnheiten ändern kann. Das ist eine Idee von Erwachsenen. Wenn es in der Familie kein gesundes Essen gibt, dann hat die Schule überhaupt keine Chance.“

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Der Kinderarzt Zlatko Marinov von der Uniklinik in Prag Motol widerspricht:

„Die Schule hat sehr wohl großen Einfluss auf die Erziehung. Und deshalb sollten Lehrer dieses Projekt zum Anlass nehmen, um die Kinder über gesunde Ernährung aufzuklären.“

Und das werde dem Gesundheitswesen allgemein zu Gute kommen, auch finanziell, glaubt Marinov.

Die Schulen kommen nicht automatisch in den Genuss von Gratis-Obst. Sie müssen ihre Teilnahme an dem Projekt beantragen. Damit das Ganze überhaupt erfolgreich wird, müssen dann nur noch die etwa 450.000 tschechischen Grundschüler mitspielen, und ihre Eltern und Lehrer mit gutem Beispiel vorangehen. Die müssen sich ihren Pausenapfel allerdings selbst kaufen.