Olympische Sommerspiele 2008 in Peking

Die Reaktion tschechischer Politiker auf die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees, Peking zum Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 2008 zu wählen, ist gespalten. Während die einen den Boykott der Olympiade erwägen, falls sich die Menschenrechtssituation in China in den kommenden Jahren nicht bessert, weisen andere solche Überlegungen strikt zurück. Welche Argumente dabei ins Feld geführt werden, berichtet Silja Schultheis.

Die Gründung eines internationalen Ausschusses zur Beobachtung der Menschenrechtssituation in China hatten vergangene Woche Senats-Vizepräsident Jan Ruml, der Chef des außenpolitischen Ausschusses des Senats, Michael Zantovsky sowie Karl Schwarzenberg, ehemaliger Kanzler von Staatspräsident Vaclav Havel, bekanntgegeben.

Über die erhoffte Wirkung dieser Initiative äußerte sich im Gespräch mit Radio Prag Karl Schwarzenberg:

Vollkommen anders beurteilt der Vizevorsitzende des außenpolitischen Ausschusses des Senats, Jiri Payne von den Bürgerdemokraten, die Situation. Er sprach sich nach seiner Rückkehr von einem zehntägigen Besuch Chinas und Nordkoreas Ende vergangener Woche klar gegen einen möglichen Boykott der Olympischen Spiele aus und führte gegenüber Radio Prag folgende Gründe dafür an:

"Erstens ist die Tschechische Republik kein Schiedsrichter, der im internationalen Maßstab sagen könnte, wie etwas geht oder nicht geht. Bei uns war noch vor 12 Jahren im Bereich der Menschenrechte bei weitem nicht alles in Ordnung. Und bis heute ist bei weitem nicht alles in Ordnung. Ich denke, bevor wir jemand anders kritisieren, sollten wir vor der eigenen Schwelle kehren. Zweitens hat China in den letzten 10 Jahren auf dem Gebiet der Menschenrechte einen bedeutenden Fortschritt gemacht. Er besteht hauptsächlich darin, dass die chinesischen Politiker bereit sind, mit uns über diese Dinge zu kommunizieren. Und wenn es eine Kommunikation gibt, dann verstehe ich einfach nicht die Einstellung von Politikern, die sagen: ich werde erst mit dem anderen sprechen, wenn er perfekt ist. Keiner ist perfekt."

Payne fügte hinzu, dass Sport und Politik zwei getrennte Dinge seien und er sich wünschen würde, dass alle anderen tschechischen Politiker diesen Grundsatz ebenso wie er berücksichtigen würden. Und genau in diesem Selbstverständnis dürfte der größte Unterschied zu der Initiative von Ruml, Zantovsky und Schwarzenberg bestehen, die es als ihre Aufgabe betrachten, sich für die Menschenrechte zu engagieren - und sich dabei notwendigenfalls auch in den Sport einzumischen.