Karlsbad droht keine Invasion

Ciudad de Karlovy Vary
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Dass dieses Jahr der Sommer keine richtige Gurkensaison sein wird, war im Voraus allein wegen der Olympischen Spiele in Peking klar. Die Zeit für wirksame Proteste dagegen, dass die Spiele in einem Land stattfinden, in dem es zu einer massiven Unterdrückung der Menschenrechte kommt, war eigentlich vor sieben Jahren vergangen. Damals hatte das Olympische Komitee Pekings Kandidatur gebilligt.

Dass dieses Jahr der Sommer keine richtige Gurkensaison sein wird, war im Voraus allein wegen der Olympischen Spiele in Peking klar. Die Zeit für wirksame Proteste dagegen, dass die Spiele in einem Land stattfinden, in dem es zu einer massiven Unterdrückung der Menschenrechte kommt, war eigentlich vor sieben Jahren vergangen. Damals hatte das Olympische Komitee Pekings Kandidatur gebilligt. Die Schwäche der Großmächte zeige sich an der Teilnahme prominenter Politiker an der Eröffnung der Spiele, hieß es vor kurzem in einem Zeitungskommentar. Denn diese Teilnahme konnten weder China noch das Internationale Komitee diktieren. Die Mehrheit der Politiker kam schließlich sowieso China entgegen. Vielleicht wird sich im Zusammenhang mit dem großen Sportspektakel die Aufmerksamkeit der Welt auch darauf richten, was sich hinter den Kulissen abspielt. Die Tageszeitung Lidové noviny bringt beispielsweise auf ihrer Olympia-Seite täglich einen solchen Blick hinter die Kulissen - das Porträt eines chinesischen Bürgerrechtlers.

Russische Soldaten in Georgien  (Foto: ČTK)
China ungeachtet, verdankt man jedoch den Russen wieder mal, dass die diesjährige Sommersaison vor kurzem endgültig aufhörte, Gurkensaison zu sein. Übrigens scheint die Gurkensaison für Aggressionen und Invasionen verschiedener Art besonders geeignet zu sein. Den jüngsten Beweis dafür lieferten wieder mal die Russen, als sie vorige Woche mit den Panzern in das souveräne Georgien einrollten. Es folgten mehr oder weniger empörte Reaktionen der internationalen Gemeinschaft auf verschiedenen Ebenen. Zu schärferen Worten griffen die Präsidenten der baltischen Staaten und Polens, als sie sich in einer gemeinsamen Deklaration an die EU und die Nato mit mehreren Fragen bezüglich Russlands wandten. Kann die Gemeinschaft demokratischer europäischer Länder einen gegenseitig nützlichen Dialog mit einem Land führen, das grobe militärische Gewalt gegen einen anderen souveränen Staat anwendet? So lautete eine der Fragen.

Karlovy Vary / Karlsbad
Wie übrigens aus Moskau erklang, sind die Russen angeblich nach Georgien geeilt, um ihre Landsleute zu beschützen. Sollten die Russen ihre so genannten Rettungsaktionen künftig nicht nur auf die Nachbarländer beschränken, könnte man bald den russischen Panzern auf der Karlsbader Kolonade begegnen. Es beruhigt mich jedoch die Vermutung, dass es den Russen in dem westböhmischen Kurort zweifelsohne gut geht. Russen sind in Karlsbad auf dem besten Wege die Mehrheit zu bilden. „Rusovy Vary“ - zu Deutsch etwa „Russenbad“ – wie Karlsbad seit einigen Jahren im Volksmund genannt wird braucht hoffentlich keine Rettungsmanöver zu befürchten.