„Opencard“ – von der praktischen Bürgerkarte zum Steuergeldfresser
88 Euro sind viel Geld. Erst recht in Tschechien. Otto Normalverdiener muss für diesen Betrag hierzulande gut zwei Tage lang arbeiten. Und 88 Euro mal 390.000 sind beinahe unvorstellbar viel Geld. 34,3 Millionen Euro. Wie viele Leben lang man dafür in Tschechien arbeiten müsste, will man sich gar nicht ausrechnen. Für die Stadt Prag und Oberbürgermeister Pavel Bém sind solche Beträge aber sichtlich kein Problem.
Kein Wunder, dass diese schlauen Karten in jüngster Zeit in Mode gekommen sind. Jede größere Stadt, die etwas auf sich hält, legt sich so ein System zu. Liberec hat sie, Pilsen hat sie… Die Tschechischen Bahnen haben sie – schon lange übrigens und um einen Bruchteil der Kosten der Prager Karte.
Doch eines können sie leider nicht, diese schlauen „Cards“: miteinander kommunizieren. Das Prager Monatsticket auf die Liberecer Karte speichern. Ausgeschlossen! Die Pilsener Wochenkarte auf die Plastikkarte der Tschechischen Bahnen laden. Geht nicht.Geht doch! Und zwar im Nachbarland Slowakei. Die Jahreskarte für Bahn und Bus in Bratislava auf die Kundenkarte der Slowakischen Bahn speichern? Kein Problem! Oder doch lieber auf den Studentenausweis der Uni Košice? Bitte sehr! Einfach ins Internet gehen, die Nummer eingeben, bezahlen und fertig.
Kundenfreundlich, effizient und billig. Nur einer hat dabei das Nachsehen: Die Anbieter der bunten Karten und der dazugehörigen sündteuren Technik. Sie machen wohl deutlich weniger Geschäft mit der öffentlichen Verwaltung im Nachbarland.Doch so lange in Tschechien dank wohlwollender – oder vielleicht gar – Gott behüte - wohlwollend gemachter – Politiker das Plastikkarten-Wettrüsten weiter geht, muss man sich nicht ernsthaft Sorgen machen um die Anbieter von elektronischen Kartensystemen. Selbst dann nicht, wenn Prags Oberbürgermeister Bém die Kosten pro "Opencard" mittlerweile auf unschlagbar günstige 50 Euro pro Stück gesenkt hat.