Orchester spielt Theater: Heiner Goebbels’ „Schwarz auf weiß“ in Prag inszeniert

Foto: „Schwarz auf weiß“

Die Prager Nationalgalerie hat in den kommenden Tagen mehr zu bieten, als nur die Malerei: In ihren Räumen wird das tschechische Orchester Berg das Stück „Schwarz auf weiß“ spielen. Das Stück stammt aus der Feder des deutschen Komponisten Heiner Goebbels und ist eine aufwendige Mischung aus Konzert und Theater. Inszeniert wurde es von dem tschechischen Regie-Duo Skutr.

„Schwarz auf weiß“ ist ein durch und durch ungewöhnliches Konzert. Die Musiker sitzen nicht auf Stühlen, sondern bewegen sich frei im Konzertsaal umher, außerdem müssen sie auch ihr schauspielerisches Talent unter Beweis stellen. Jakub Koutník, Hornspieler im Orchester Berg:

„Unsere Rolle ist es, Gefühle nicht nur durch unser Instrument, sondern auch durch die eigene Persönlichkeit auszudrücken.“

Dabei bedienen sie sich verschiedener Ausdrucksformen: Sie singen, tragen Gedichte vor und spielen sogar Federball. Ein bisschen albern, könnte man denken, doch das trügt. Das Stück wurde von Heiner Goebbels komponiert, nachdem sein enger Freund, der Dramatiker Heinar Müller verstorben war.

Jakub Koutník  (Foto: „Schwarz auf weiß“)
„Es ist nicht so, als würde man einfach zum Konzert gehen, um sich zu befreien. Es bringt einen zum Nachdenken über die wichtigen Dinge des Lebens“, so Koutník.

Sich dieses Werkes anzunehmen war also keine leichte Aufgabe. Es war nicht nur schwer, dem Geist des Stücks gerecht zu werden, teilweise stolperte das Team auch bei der praktischen Umsetzung Hindernisse. Ein solcher Stolperstein war beispielsweise das japanische Instrument Koto. „Koto, was ist das?“ Das dachten sich auch die meisten Orchestermitglieder. Wie sollte man dieses in Prag auftreiben? Jakub Koutník:

„Wir haben versucht, ein Koto in Prag zu finden und es auszuleihen. Die Besitzer des Instruments haben gemeint: ´Ok, wir leihen es Euch, aber es muss jemand spielen, der es auch spielen kann!´“

Foto: „Schwarz auf weiß“
Doch niemand aus dem Orchester konnte auf dieser mit Seide bespannten Zither spielen. Überraschenderweise fand sich aber in Prag ein Koto-Kurs, bei dem eine der Geigerinnen sofort angemeldet wurde.

„Sie hat also am Samstag angefangen, Koto zu lernen, und am Dienstag musste sie schon vorspielen.“

Ihr Spiel überzeugte, und so musste das Koto nicht aus der tschechischen Neuadaption gestrichen werden. Andere Passagen aus Goebbels´ Original wurden bewusst neuinterpretiert. Doch wie reagierte der Komponist auf die Neufassung seines Werkes? Dazu Eva Kesslová, Sprecherin des Orchesters Berg:

Foto: „Schwarz auf weiß“
„Als ich ihm dies zum ersten Mal geschrieben habe, war er wirklich begeistert. Und auch am Ende war er sehr zufrieden, dass wir es geschafft haben.“

Heiner Goebbels soll sogar auf einige Einfälle ein bisschen neidisch gewesen sein…


„Schwarz auf weiß“ wird am 25., 26. und 27. November im Prager Veletržní palác (Nationalgalerie) aufgeführt.

Autor: Lena Drummer
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