Pendler Barth: Zerstörte Straßen sorgen für massive Einschränkungen im Hochwassergebiet

Foto: ČTK

Nach den verheerenden Überschwemmungen in Nordböhmen wird es noch Wochen dauern, bis wieder so etwas wie Normalität in die vom Wasser zerzausten Regionen einkehrt. Indirekt betroffen ist auch der deutsche Lehrer Olaf Barth, der an einer Schule im sächsischen Zittau unterrichtet, mit seiner Familie aber im tschechischen Liberec / Reichenberg lebt. Seine tägliche Fahrt zur Arbeit führt mitten durch das vom Hochwasser getroffene Gebiet. Wegen mehrerer Umleitungen hat er für die Pkw-Fahrt am Montagmorgen rund dreimal soviel Zeit benötigt wie üblich. Über seine Eindrücke von der Rückfahrt hat Radio Prag mit ihm gesprochen.

Schäden nach der Überschwemmung in Chrastava  (Foto: ČTK)
Herr Barth, haben Sie auf der Rückfahrt an gewissen Orten noch sehr bestürzende Eindrücke gehabt, die Sie vielleicht kurz schildern könnten?

„Ja, solche Eindrücke habe ich gehabt, und zwar als ich die Ortschaft Bílý Kostel nad Nisou / Weißkirchen an der Neiße durchfahren habe, die auf meiner Hinfahrt noch gesperrt war. Inzwischen aber hatte man die Grenzübergänge in Zittau wieder geöffnet. Deshalb konnte ich sehen, dass die Häuser im Ort, die unweit der Neiße liegen, wirklich bis auf anderthalb oder zwei Meter Höhe im Wasser gestanden hatten. Das war an den feuchten Fassaden zu erkennen. Spielplätze waren komplett weggerissen, Container umgestürzt und weiter geschwemmt worden. Aber die neue Straße entlang der Neiße, die erst vor ein paar Monaten fertig geworden ist, hat zum Glück hervorragend gehalten. An ihr ist nichts auszusetzen, keine Asphalteinbrüche oder gravierende Risse. Ganz schlimm dagegen ist natürlich die Lage im Ort selbst. Vor allem für die Bewohner dort, die wirklich sehr, sehr viel verloren haben an das Wasser.“

Schäden nach der Überschwemmung in Chrastava  (Foto: ČTK)
In Liberec und Umgebung werden Sie bestimmt auch regionalintensiver informiert. Daher meine Fragen: Wo gibt es Engpässe? Was sind die größten Probleme? Worauf wird besonders hingewiesen und welche Probleme sind jetzt vorrangig in der Umgebung zu lösen?

„Vorrangig in der Umgebung zu lösen sind sicherlich erst einmal die Aufräumarbeiten, die Trümmer zu beseitigen und die Häuser für die Leute so halbwegs normal wieder bewohnbar zu machen. Denn bis sie wieder so richtig ausgetrocknet und wiederhergestellt sind, das wird sicherlich noch eine ganze Weile dauern. Ich denke, dass vor allem Chrastava / Kratzau, Nová Ves bei Chrastava, Bilý Kostel n. N. und oben bei Friedland die Ortschaften um Višňová am schwersten von den Überschwemmungen betroffen wurden. Hier wird es sicher noch lange, lange dauern, bis so etwas wie Normalität zurückkehren wird. Zumal auch viele Verbindungsstraßen teilweise zerstört sind, so dass es dort massive Einschränkungen gibt. Und das war eigentlich auch das, was man so mitbekommen hat hier in den lokalen Nachrichten wie auch im Tschechischen Fernsehen: An vielen Orten war es zum Teil ganz schwierig, um überhaupt dort hinzukommen mit Hilfstransporten oder auch mit schwerem Gerät.“

Schäden nach der Überschwemmung in Višňová  (Foto: ČTK)
Sie wohnen in der Kreisstadt Liberec, die die größte Stadt der Region ist. In Liberec fließt auch die Neiße durch, aber man hat nicht gehört, dass es vor Ort Probleme gegeben hätte. Hat man es hier besser gelöst und hat man einfach nur Glück gehabt?

„Meiner Einschätzung nach hat man einfach nur Glück gehabt. Ich glaube, da war diesmal im Vorfeld auch gar nicht so viel zu lösen, weil alles ziemlich schnell ging. In Liberec sind wirklich nur ganz minimale Schäden entstanden. Durch die starken Regenfälle hat es hier und da ein paar Auswaschungen gegeben. Aber das ist ja wirklich zu vernachlässigen im Vergleich zu dem, was im Umland passiert ist.“