Pendler haben neue Hoffnung nach Treffen mit Premier Babiš

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Bis zu 90.000 Tschechen aus dem Grenzgebiet arbeiten in den Nachbarländern. Die Schließung der Grenzen brachte sie in eine brenzlige Lage. Dennoch nahm die Regierung während der Coronakrise die dringenden Anfragen der Pendler kaum wahr. Am Dienstag traf sich der Zusammenschluss der Pendler mit Premier Andrej Babiš.

Zuzana Vintrová  (Foto: ČTK / Roman Vondrouš)

Der Zusammenschluss der Pendler ist während der Corona-Pandemie im Juni entstanden. Grund dafür waren die vielen Familien, die vom Einkommensausfall betroffen waren und plötzlich staatliche Sozialleistungen beantragen mussten. Zuzana Vintrová leitet den Zusammenschluss:

„Die Pendler geben 70 Prozent ihrer Löhne in Tschechien aus. Sie unterstützen damit die Industrie und den Handel in den Grenzgebieten. Diese Menschen wurden aber vergessen.“

So Vintrová bei einer Pressekonferenz nach dem Treffen mit Premier Babiš. Vom Staat fordert der Zusammenschluss der Pendler vor allem, dass er das Problem der Sozialleistungen löst.

Foto: Martin Pařízek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Die Pendler seien erst während der Pandemie von der Öffentlichkeit und der Regierung richtig wahrgenommen worden, sagt Vintrová. In den Grenzgebieten gebe es zu wenige Arbeitsstellen. Und das zwinge die Bewohner dort, sich im Ausland auf dem Arbeitsmarkt umzusehen. Besondere Sorgen bereitet ihr aber etwas Anderes:

„Das größte Problem sind die mangelnde soziale und gesundheitliche Versorgung von tschechischen Pendlern. Dies betrifft unter anderem unbezahlte Mutterschaftsurlaube sowie die mittellosen Mütter unserer Kinder, die auch Bürger der Tschechischen Republik sind."

Jana Maláčová  (Foto: ČTK / Roman Vondrouš)

Der Verband macht sich bereits jetzt Gedanken, was bei einer möglichen zweiten Coronawelle wäre. Dabei setzen Vintrová und die Pendler auf Premier Babiš. Am Dienstag diskutierte der Regierungschef mit Vertretern des Verbandes.

„Ich bin mir im Klaren, dass die Lage in den vergangenen Monaten für alle neu war. Und deswegen sind auch verschiedene Fehltritte passiert. Aber Sozialministerin Jana Malačová hat sich überhaupt nicht für uns interessiert. Dabei gehörte das zu ihrem Kompetenzbereich. Premier Andrej Babiš hat aber Interesse gezeigt. Er wartet nun auf eine Studie zu der Problematik von uns."

Tomáš Kafka  (Foto: ČT24)

Vintrová will auch auf internationaler Ebene die tschechischen Pendler vertreten. Ihrer Ansicht nach sollten die EU-Staaten kooperieren in der Frage, wie man an den Grenzen bei einer erneuten Corona-Welle verfahren werde. An der Sitzung nahm auch Tomáš Kafka teil. Er übernimmt demnächst den Posten als tschechischer Botschafter in Deutschland. Kafka versprach, dass auch er in seiner Funktion die Interessen der Pendler vertreten werde.