Pilsens Eishockeycracks schaffen Wunder: Pre-Play-offs statt Abstiegsrunde

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„Wunder gibt es immer wieder“, heißt es in einem Hit der Schlagersängerin Katja Ebstein. Sie fallen aber nicht vom Himmel, sondern werden nur vollbracht, wenn man Großartiges dafür leistet. Ein solches Wunder hat am Mittwoch der tschechische Eishockeyclub HC Pilsen 1929 vollbracht. Mitte November wurden dem Verein wegen administrativer Fehler gleich 19 Punkte aberkannt, zwei Spieltage vor dem Abschluss der Hauptrunde in der Tipsport-Extraliga aber haben sich die Westböhmen trotzdem für die Pre-Play-offs qualifiziert.

Pilsener Fans  (Foto: ČTK)
„Už jsme tam“ – „wir sind schon da“, skandierten die Pilsener Fans kurz vor dem Abpfiff des Eishockeyspiels ihrer Lieblinge gegen Kometa Brünn, das die Gastgeber am Mittwochabend mit 4:1 gewannen. Nach der Schlusssirene kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Mit diesem Sieg haben die Pilsener nämlich einen ebenso ungleichen Wettlauf wie die Igel gegen den Hasen im gleichnamigen Märchen erfolgreich zu Ende gebracht. Oder sagen wir besser eine Aufholjagd, wie sie ihresgleichen sucht. Was aber war dieser Jagd vorausgegangen? Anfang November wurde festgestellt, dass drei Vereine einige ihrer Spieler nicht den administrativen Vorschriften entsprechend registriert hatten. Dafür wurden sie – für hiesige Verhältnisse – hart bestraft. Mladá Boleslav wurden 22 Punkte, Pilsen 19 und Kladno sechs Punkte abgezogen. Für alle drei Teams hatte dies den Absturz in den Tabellenkeller zur Folge. Mladá Boleslav und Kladno sind nach diesem Keulenschlag nicht wieder so recht auf die Beine gekommen, die Pilsener aber haben die Flinte nicht ins Korn geworfen. Und dafür wurden sie jetzt belohnt.

Martin Straka  (Foto: ČTK)
„Heja Pilsen olej“, hallte es nach Spielschluss noch öfter durch die Pilsener ČEZ Arena. Der Sieg über Brünn brachte dem Club um Kapitän und Mehrheitseigner Martin Straka nämlich die Gewissheit, dass er in den Top Ten bleibt. Das heißt, ab kommenden Mittwoch darf Pilsen in den Pre-Play-offs spielen anstatt in die Abstiegsrunde zu müssen. Top-Torjäger Tomáš Vlasák konnte sein Glück kaum fassen. Nach dem Punktabzug im November war er eher pessimistisch gewesen:

„Wenn ich offen und ehrlich sein soll, damals habe ich zu 60 Prozent eher nicht daran geglaubt, dass wir es schaffen. Umso schöner ist es jetzt, dass wir es gepackt haben.“

Martin Straka und Radim Hruška  (Foto: ČTK)
Dafür musste die Pilsener Mannschaft ab Mitte November fast ständig Höchstleistungen abrufen und durfte sich auch bei Rückschlägen, sprich: Niederlagen nicht aus der Bahn werfen lassen. Eine hohe physische und psychische Anspannung also, die die Westböhmen aber toll gemeistert haben. Noch ganz ergriffen vom Spiel und den Leistungen seiner Schützlinge dankte ihnen dann auch Co-Trainer Milan Razým:

„Das Ende der Hauptrunde wäre noch dramatisch geworden, wenn wir das Spiel heute verloren hätten, aber die Jungs haben eine perfekte Leistung geboten. Natürlich kann ich nur den Hut vor ihnen ziehen für das, was sie die ganze Saison geleistet haben.“

Die Saison ist für die Pilsener aber noch nicht beendet. Die Fans freuen sich vielmehr schon darauf, ihre Lieblinge nun auch in den Play-offs zu sehen.

Autor: Lothar Martin
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