Pisa-Studie: Tschechische Schüler stoppen Abstieg

Foto: Adriana Kratinová, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Die Schüler aus Tschechien haben ihren Abstieg im internationalen Vergleich der Schulkenntnisse gestoppt. Dies zeigt die neuste Pisa-Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die am Dienstag veröffentlicht wurde. Das Bildungsniveau in 65 Ländern der Welt wurde dabei verglichen. Die Ergebnisse der tschechischen Kinder bleiben trotzdem nur Durchschnitt.

Foto: Adriana Kratinová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Bei der Veröffentlichung der Pisa-Studie vor drei Jahren hat Tschechien einen Schock erlebt. Die tschechischen Schüler hatten so schlecht wie noch nie abgeschnitten und in ihren Kenntnissen einen deutlichen Abfall gegenüber der Erhebung vom Jahr 2003 gezeigt. Die aktuelle Studie bringt nun erfreulichere Ergebnisse: Die Altersstufe der 15-Jährigen in Tschechien hat sich in allen drei geprüften Bereichen verbessert. Bei den Naturwissenschaften liegen die Tschechen jetzt sogar über dem Durchschnitt der Industrieländer. Beim Lesen und in der Mathematik bleiben sie im Mittelfeld.

Der Schwerpunkt des aktuellsten Schülerleistungsvergleichs lag eben im Mathe-Unterricht. Wie der stellvertretende Zentralinspektor für Schulwesen, Ondřej Andrys, gegenüber dem Tschechischen Rundfunk sagte, sei die Mathematik für tschechische Schüler ein sehr problematisches Fach. Auch die Tests, die hierzulande in der 5. und in der 9. Grundschulklasse durchgeführt wurden, hätten dies bestätigt.

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„Die Ursache liegt wohl im Konzept dieser Schulfächer. Mathematik aber ist ein Fach, das ein hohes Maß an logischem Denken erfordert. Und möglicherweise ist auch die Unterrichtsweise an tschechischen Schulen nicht besonders attraktiv. Die Mathematik jedenfalls macht den tschechischen Schülern keinen Spaß.“

Diesen Aspekt unterstreicht der Direktor der Firma Scio, Ondřej Šteffl. Es ist eine Firma, die Tests und Messungen an den Schulen durchführt. Die Schuld für den mangelnden Lernwillen in Mathematik sieht Šteffl allerdings nicht bei den Lehrern:

Ondřej Šteffl  (Foto: Eva Dvořáková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
"Das System des Mathe-Unterrichts ist seit Jahrzehnten so ausgerichtet, dass es ein paar hervorragende Mathematiker für die Mathematisch-Physikalische Fakultät generiert. Der Unterricht ist nicht für den durchschnittlichen und erst recht nicht für den unterdurchschnittlichen Schüler konzipiert.“

Die Tschechische Schulinspektion will nun die Ergebnisse des internationalen Vergleichs analysieren. Besondere Aufmerksamkeit will man dabei dem polnischen Bildungssystem widmen, da die polnischen Schüler der Studie zufolge die größten Fortschritte gemacht haben.

Mathematische Kenntnisse: Tschechien,  Ungarn,  Deutschland,  Polen,  Österreich,  Slowakei
Die Pisa-Studie enthält auch einige allgemeine Bemerkungen zum Schulsystem: So seien tschechische Schüler zum Beispiel weniger selbstbewusst bei der Lösung der Mathe-Aufgaben. Jungs erzielten bessere Ergebnisse als Mädchen, welche wiederum beim Lesen besser dastünden. Alarmierend aber dürfte die Beziehung der Schüler zur Schule sein: Von allen 34 OECD-Ländern empfinden die Jugendlichen aus Tschechien die Schule am wenigsten als ein freundliches Milieu.