„Planet Prag“: Tierleben in der menschenleeren Stadt
Vor drei Jahren ist der erfolgreiche Dokumentarfilm „Planeta Česko“ (Planet Tschechien) entstanden, in diesem wurde die Natur in Tschechien in ihrer Vielfalt und Schönheit eingefangen. Nun arbeiten die Regisseure Marián Polák und Jan Hošek an einer Fortsetzung mit dem Namen „Planeta Praha“ (Planet Prag). Die Corona-Sperre hat dabei den Dreharbeiten ganz besondere Möglichkeiten eröffnet.
„Die Dreharbeiten waren geplant. Dann stellte sich heraus, dass sie unter ungewöhnlichen Umständen ablaufen werden. Wir haben planmäßig im April angefangen und dabei nicht geahnt, was uns erwartet.“
Unter anderem stehen die Vögel im Garten des Waldstein-Palais unterhalb der Prager Burg im Fokus der Beobachter:
„In dem Garten steht ein Brunnen, und da befindet sich an jeder Ecke ein Nest der Teichrallen. Dieser Wasservogel ist einer der Hauptdarsteller in unserem Film. Die Teichralle hat vor gewisser Zeit begonnen, ihr Leben mit den Menschen zu verbinden. Sie fliegt seitdem nicht mehr im Herbst in den Süden, sondern überwintert in Prag. Diese Entscheidung hat aber nicht solch große Vorteile gebracht, wie dies die Vögel wohl erwartet hatten. Sie mussten feststellen, dass es auch in der Stadt zahlreiche Bedrohungen gibt.“Wie etwa die Nutria, die ursprünglich aus Südamerika stammt, aber mittlerweile auch an der Moldau heimisch geworden ist. Sie sucht am Flussufer nach Futter – also dort, wo die Vögel ihre Nester bauen.
Wegen des Shutdowns in der Corona-Krise waren die Straßen und Plätze in Prag zuletzt teils menschenleer. Für Vögel und andere Tiere bedeutete das fast schon eine Art Wildnis – und für Ivo Broum ein besonderes Erlebnis mitten im Stadtzentrum. Denn er ist in dem Film für den Ton verantwortlich…„Das war am Ostersonntag etwa um acht Uhr morgens auf dem Wenzelsplatz. Normalerweise ist es dort zu dieser Zeit schon voll, es fahren dort Autos, in den Kiosken spielt Musik, es gibt da Touristen. Doch unglaublicherweise konnten wir an dem Tag dort die Vögel hören, wie sie mit ihren Flügeln flattern.“
Seine fünf Mikrophone nähmen nun unter anderem auch das sonst kaum hörbare Geräusch von Klimaanlagen auf, sagt Broum. Für die Doku erstellt er eine Sammlung an Ton-Aufnahmen, aus der später für die einzelnen Filmszenen die Hintergrundgeräusche ausgewählt werden.
„Meine Aufgabe ist es, unterschiedliche Stimmungen der Natur in Prag einzufangen. Wir suchen alle möglichen Biotope aus, so etwa Parkanlagen oder auch das Gelände des Thomayer-Krankenhauses, auf dem eine Herde Damhirsche lebt. Da der Autoverkehr in den Straßen der Stadt und der Luftverkehr deutlich zurückgegangen sind, konnten die Geräusche der Natur hervortreten. Das ist für mich das größte Erlebnis.“Die Regisseure Jan Hošek und Marián Polák wollen noch anderthalb Jahre lang das Verhalten der Tiere in der Natur Prags mit der Kamera einfangen. Die Premiere des Doku-Streifens ist für den Frühling 2022 geplant.