Politikverdrossenheit begleitete Wahlkampagne 2006
Die diesjährige Wahlkampagne war keineswegs von einer angenehmen Atmosphäre begleitet. Auch nicht in den Momenten, wo die Parteien ihren potentiellen Wählern zahlreiche frohe Botschaften auftischten. Außerordentlich aggressiv und konfrontativ - so lässt sich der Wahlkampf 2006 charakterisieren. Die Verdrossenheit des Otto Normalbürgers über den Umgang der Politiker unterschiedlicher Couleur miteinander war kurz vor den Wahlen ungewöhnlich groß. Hören Sie dazu den folgenden Beitrag von Jitka Mladkova:
"Also zum ersten Mal bin ich mit gewisser Überwindung wählen gegangen, weil ich im Prinzip nicht wusste, wen ich wählen soll. Aber nicht wählen, das geht auch nicht."
Für diese 30jährige Wählerin war es zwar eine Selbstverständlichkeit, wählen zu gehen. Aber:
"Die aktuelle Situation ist so wenig schön, dass eine Veränderung höchst notwendig ist. Wenn ich es auf eine einfache Formel bringen soll, dann geht es um einen allgemeinen Verfall der Moral. Das gefällt mir ganz und gar nicht!"Etwas Ähnliches sagte uns eine dritte Frau im Alter von 70 Jahren: "Mir gefällt nicht, dass die zwei größten Parteien so sehr miteinander rivalisieren. Die Sozialdemokraten bedienen sich meines Erachtens einer wesentlich schlimmeren Gangart einschließlich des Vokabulars. Anscheinend abseits stehen die Kommunisten, die fast niemand aufs Korn nimmt, als ob sie niemanden störten, und so können sie immer so viele Wählerstimmen für sich verbuchen. Mich stört das aber sehr. Dafür haben wir die Revolution nicht gemacht!"
Stichwort "Kommunisten": Alle drei Frauen fragte ich, ob sie die Präsenz der Kommunisten in der tschechischen Politszene tatsächlich als eine wahre Gefahr wahrnehmen. Ihre Antworten waren identisch:
"Selbstverständlich, absolut!""Gewiss. Ich habe es auch erlebt, wie es unter denen ausgesehen hat!""Es gefällt mir nicht, dagegen muss man etwas machen!"