Politische Gefangene protestierten gegen die Kommunisten

Der Kommunismus schadet den Menschen´ (Foto: CTK)

Nach mehr als zehn Jahren erklangen am 1. Mai auf dem Prager Letna-Plateau anstelle der kommunistischen Kampflieder erstmals wieder Rockmusik und Protestsongs gegen den Kommunismus. Der Konföderation der politischen Gefangenen war es in diesem Jahr gelungen, den vorher immer von den Kommunisten okkupierten Versammlungsort rechtzeitig für sich zu reservieren. Martina Schneibergova nahm an der Versammlung teil.

'Der Kommunismus schadet den Menschen´  (Foto: CTK)
Unter den Spruchbändern mit Mottos wie "Der Kommunismus schadet den Menschen" oder "Kommunisten, verlasst alle Parteien" konnte man ein recht buntes Publikum auf dem Letna-Plateau erleben. So saß neben einer Frau in Volkstracht, die offensichtlich mit den südmährischen Christdemokraten nach Prag gekommen ist, ein Junge im T-Shirt mit der Überschrift "Vergessen wir nicht", die von einem Stacheldraht gesäumt an die Zeit des Totalitarismus erinnert.

Die Vorsitzende der Konföderation der politischen Gefangenen, Nadezda Kavalirova, wies in der Hauptrede darauf hin, dass die ehemaligen politischen Häftlinge des kommunistischen Regimes auch im Namen der Hingerichteten und zum Tode Gefolterten sprechen:

"Es ist unmöglich, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit schweigend und straflos zu übergehen. Bürger wurden wegen einer abweichenden politischen Meinung umgebracht. Freiheit und Demokratie existierten als Begriffe, aber sie galten nur für die Kommunisten und deren Helfer. Die ehemaligen politischen Gefangenen erklären, dass die kommunistische Partei kein Recht hat, auf der demokratischen politischen Szene mitzuwirken."

Der Moderator des Vormittagsprogramms, der Vizevorsitzende der Konföderation, Mirko Stastny, erklärte, dass die Kommunisten in Tschechien nie gezwungen wurden, die Verantwortung für ihre Verbrechen zu übernehmen. Er sagte gegenüber Radio Prag:

Foto: Martina Schneibergova
"Uns geht es nicht darum, die Kommunisten irgendwie zu verfolgen, weil sie uns ins Gefängnis geschickt haben. Aber sie haben volkswirtschaftliche Schäden verursacht, die nicht zu beziffern sind und die für dieses kleine Volk schicksalhaft waren. Das ist ein großes Übel, das die Kommunisten auf dem Gewissen haben und wofür sie Verantwortung tragen müssen. Dessen müssen sich die Menschen bewusst werden."

Die Veranstaltung wurde von der Assoziation der tschechischen Privatlandwirtschaft unterstützt. Ihr Vorsitzender Stanislav Nemec erinnerte an das Schicksal der Bauern, die Opfer der nach dem kommunistischen Putsch gründlich durchgeführten so genannten "Kollektivierung" des Dorfes wurden.

"Die kommunistischen Verbrechen sind genauso grausam wie die von Nazis verübten Verbrechen. Im Unterschied zum Nationalsozialismus wird der Kommunismus immer noch entschuldigt und gerechtfertigt. Aus dem Grund nehmen wir auch an dieser Versammlung teil. Ich kann garantieren, dass der tschechische Bauer nicht die Bolschewiken wählen wird."

Der Meinung der politischen Gefangenen, dass die Kommunisten immer noch eine Gefahr darstellen, stimmten auch einige Politiker zu, die während der Versammlung Reden hielten. Nach dem eher politischen Vormittagsprogramm folgte ein Konzert, bei dem sich bis in den späten Abend bekannte tschechische Liedermacher und Rockmusiker vorstellten.