Zeitzeugen warnen 60 Jahre nach kommunistischer Machtübernahme

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Am 25. Februar 1948 haben die Kommunisten in der Tschechoslowakei die Macht ergriffen und sie 41 Jahre lang auch gehalten. An verschiedenen Orten Prags wurde am Montag an die Ereignisse vor 60 Jahren erinnert. Die Konföderation politischer Gefangener hat eine Versammlung auf dem Altstädter Ring einberufen.

Vor dem Hus-Denkmal trafen einige hundert, vorwiegend ältere Menschen zusammen. Premier Mirek Topolánek erinnerte in seiner Rede an die zahlreichen Opfer des Kommunismus in der ganzen Welt. Der Kommunismus sei eine ungeheuerliche Lüge gewesen, so der Premier. Er wies auch auf die Worte von Tomáš Garrigue Masaryk hin, der einmal gesagt hatte, Lüge sei eine Art der Gewalt:

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„Lassen wir eine Rückkehr dieser Gewalt nicht zu. Lassen wir nicht zu, dass sie unsere Köpfe und Herzen wieder beherrscht. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung.“

Unter den Rednern war auch der Synodalsenior der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, Joel Ruml. Wo sieht er die Ursachen dessen, dass der Kommunismus in mehreren Ländern der Welt vom so genannten Westen immer noch toleriert wird? Wie kommt es, dass es so schwierig ist, die alten EU-Länder beispielsweise für die Hilfe für die kubanischen Regimegegner zu gewinnen?

“Ich glaube, dass dabei die Erfahrung mit dem Kommunismus eine wichtige Rolle spielt. Völker, die den kommunistischen Totalitarismus nicht erlebten, sind oft bereit mit den Kommunisten zusammenzuarbeiten und sehen kein Problem darin. Es ist wichtig, über unsere Erfahrungen zu sprechen, denn viele Leute im Westen sind wie blind, was die Folgen des Kommunismus anbelangt.“

Jan Řeřicha
Zu den jüngeren Teilnehmern der Versammlung gehörte Petr Martinovský:

“Ich möchte mit meiner Teilnahme den Menschen von der Konföderation politischer Gefangener meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen. Ich bin ihnen dafür dankbar, dass sie mit ihrer festen Haltung zum Fall des Kommunismus beitrugen und dass ich jetzt in Freiheit leben kann.“

Premier Mirek Topolánek
Vor allem für die jüngere Generation ist auch das Festival gegen Gewalt und Totalitarismus bestimmt, das mit der Versammlung auf dem Altstädter Ring feierlich eröffnet wurde. Das Festival wird zum zweiten Mal veranstaltet. Eine Woche lang kann die Öffentlichkeit Kolloquien, Filmvorstellungen, Ausstellungen und Diskussionen mit Menschen besuchen, auf deren Leben sich der Kommunismus besonders tragisch auswirkte. Das Festival begründete Jan Řeřicha voriges Jahr und nannte es „Mene tekel“:

„Mene tekel ufarsin – dies stand geschrieben an der Wand des Palastes des babylonischen Königs Belsazar. Es war eine Warnung vor dem Bösen und der Gewalt, frei übersetzt bedeutet es: Ich werde zählen, wiegen und entsprechend den Taten belohnen oder bestrafen.“

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