Politischer Deal oder Korruption?
Willkommen bei Tschechisch gesagt. Die Tschechische Republik wird zurzeit von einer politischen Krise erschüttert. Wir machen Sie mit ein paar Begriffen dazu vertraut.
Eine Korruptionsaffäre – korupční aféra, ein Korruptionsskandal – korupční skandál beziehungsweise eine Korruptionscausa – korupční kauza. Das sind Schlagwörter, die in der letzten Woche die Berichterstattung hierzulande dominiert haben. Ein wichtiger Begriff des politischen Jargons ist dabei die auch in Österreich bestens bekannte Trafik – trafika. Ursprünglich ist es eine Verkaufsstelle für Tabakwaren und Zeitungen. In übertragenem Sinne wird als Trafik aber ein lukrativer Posten in der Staatsverwaltung oder in staatlichen Firmen bezeichnet. Ein Posten, den eine konkrete Person für ihre „Verdienste“ im politischen Machtkampf erhält. Diese Bedeutung geht auf die Zeit der Habsburger Monarchie zurück, als Kriegsinvaliden und Soldatenwitwen Trafikantenstellen zuerkannt wurden, um so mit dem Nötigsten versorgt zu sein. Wird einem Amtsträger Geld als Gegenleistung für eine gewöhnliche Amtshandlung angeboten, dann handelt es sich zweifelsohne um eine Bestechung – uplácení. Der Betrag, im Deutschen auch Schmiergeld genannt, ist ein úplatek. Die Person, die ihn empfängt, ist bestechlich – úplatná. Keiner zweifelt in solch einem Fall daran, dass es sich um eine Straftat handelt. Zurzeit wird in Tschechien vor allem darüber diskutiert, ob auch die Vergabe einer Trafik, also die Vorteilsnahme der nichtfinanziellen Art, eine Form von Korruption – korupce ist oder nicht. Der scheidende Premier lehnt eine solche Interpretation ab und spricht im Zusammenhang mit der Trafik von einem gängigen politischen Mittel, dem so genannten politischen Deal – politický deal. Die Polizei und die Staatsanwaltschaft sind da anderer Meinung. Wie die Justiz in dieser Sache letztlich entscheidet, muss man abwarten. Auf Wiederhören in einer Woche! Na slyšenou za týden!