Politologe Pehr: „Die Wahl des Staatsoberhauptes wird so kompliziert wie 2003“

Präsidentschaftskandidaten: Jan Švejnar (links) und Václav Klaus

Aus der Sicht eines Normalbürgers herrscht jetzt eine höchst komplizierte Situation um die anstehende Präsidentschaftswahl. Vielleicht sogar noch komplizierter als vor fünf Jahren? Diese Frage stellte Jitka Mladkova dem Politologen Michal Pehr vom Masaryk Institut der Akademie der Wissenschaften:

„Ich glaube nicht, dass die heutige Situation komplizierter ist als die vor fünf Jahren. In mancher Hinsicht ist sie sogar sehr ähnlich. Auch bei der Präsidentschaftswahl 2003 gab es das inoffizielle Denkmuster ´Václav Klaus und sein Gegner´. Die Suche nach einem – sagen wir – Konkurrenten, der sich Klaus stellen sollte, war damals etwas komplizierter, doch wenn man sich die jüngste Erklärung der Kommunisten von der Vorwoche vergegenwärtigt, ist es durchaus möglich, dass sich der Wahlverlauf wiederholen wird. Damals trat zunächst Miloš Zeman als Klaus´ Rivale an, nach ihm war es der Profesor Jan Sokol. Es kann sein, dass diesmal die Kommunisten auch noch einen dritten Kandidaten aus dem Ärmel ziehen. Das würde dann im Prinzip Václav Klaus in die Karten spielen.“

Und das würde auch bedeuten, dass es schon wieder die Kommunisten sind, die als sprichwörtliches Zünglein an der Waage über das Wahlresultat entscheiden könnten. Michal Pehr ist derselben Meinung:

„Man kann sagen, unter den fünf Parlamentsparteien können in der Tat die Kommunisten angesichts der aktuellen Lage das Zünglein an der Waage werden.“

Da stellt sich die Frage, ob sich das Zünglein auf die Seite neigt, die den Kommunisten mehr anbietet?

„Das ist doch geläufige politische Praxis. So kann es durchaus ablaufen. Auf der anderen Seite wird dies keiner der Politiker zugeben. Im politischen Kampf geht es darum, möglichst viel Macht gewinnen.“

Daher glaubt Michal Pehr, dass auch bei der anstehenden Präsidentschaftswahl hinter den Kulissen intensive Gespräche darüber geführt werden, wer was wem versprechen kann.