Porträt Ondřej Synek: Zweiter bei Olympia war ich schon, jetzt will ich gewinnen

Ondřej Synek (Foto: Archiv von Ondřej Synek)

Nach den ersten vier Wettkampftagen in London war die Tschechische Republik immer noch ohne Medaille. Das Zwischenfazit hatte man sich hierzulande sicher anders vorgestellt. Doch Trübsal blasen gilt nicht, zumal die heißesten Medaillenkandidaten aus Tschechien erst zu Ende dieser Woche im Fokus stehen. Einer der großen Hoffnungsträger ist der Ruderer Ondřej Synek.

Ondřej Synek  (Foto: ČTK)
Im Rudern haben tschechische Sportler erst zwei olympische Goldmedaillen gewonnen. Und die Siege in den Bootsklassen Vierer mit Steuermann und Doppelzweier liegen auch schon 60 beziehungsweise 52 Jahre zurück. Derjenige, der das ändern will, ist der 29-jährige Skuller Ondřej Synek. Der fast zwei Meter große Modellathlet gewann 2010 als erster Tscheche überhaupt einen WM-Titel in einer olympischen Disziplin, im Einer der Männer. Auch in dieser Saison ist Synek gut in Form. Deshalb hat er einen großen Traum:

Olaf Tufte  (Foto: Worldrowing.com)
„Ich fahre nach London mit dem Ziel, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Wie ich dem Tschechischen Fernsehen zuvor schon gesagt habe, Zweiter bei Olympia war ich bereits, also will ich diesmal gerne gewinnen.“

Die olympische Silbermedaille gewann Synek vor vier Jahren in Peking, hinter dem Norweger Olaf Tufte und vor dem Neuseeländer Mahé Drysdale. Mittlerweile ist es der fünffache Weltmeister Drysdale, den es zu schlagen gilt. Bei der WM vor zwei Jahren ist dies Synek ausgerechnet in dessen neuseeländischer Heimat gelungen, in diesem Jahr steht das Top-Duell 1:1. Zu seinem vermutlichen Hauptkonkurrenten pflegt Synek ein gutes Verhältnis:

„Mahé und ich verstehen uns gut, wir sind befreundet und tauschen uns zu vielen Dingen aus. Auf der anderen Seite werden wir in London etwas auf Distanz gehen, denn wir sind nun einmal die größten Gegner. Und diese Rivalität wird zu spüren sein.“

Mahé Drysdale  (Foto: Archiv von Mahé Drysdale)
Allerdings noch nicht in den Vor- und Zwischenläufen, denn beide Rivalen treffen erst im Olympiafinale am Freitag aufeinander. Synek hat seine drei bisherigen Rennen souverän gewonnen. Die größte Gefahr für ein eventuelles Scheitern sieht er daher in der hohen Erwartungshaltung:

„Nun, was soll ich machen? Ich spüre schon, dass es hier anders zugeht als bei anderen Regatten. Das kann man schon an der Zuschauerzahl sehen, die Ränge sind immer brechend voll. Man darf sich davon aber nicht verrückt machen lassen.“

Andererseits ist Synek mit der modernen Regattastrecke in Eaton Dorney sehr zufrieden, zumal ihm auch noch das typisch britische Wetter entgegenkommt:

Eaton Dorney  (Foto: LOGOS)
„Mir behagt das Wetter ganz gut. Wenn es nicht extrem wird wie bei einem Wolkenbruch oder einem Gewitter, dann stört es mich nicht. Im Gegenteil, ich habe es lieber, wenn es kühler und bewölkt ist, als wenn die Sonne scheint und große Hitze herrscht.“

Vor dem Abflug nach London offenbarte Synek den Journalisten, er werde gleich nach dem Finalrennen am Freitag nach Tschechien zurückfliegen, da seine Frau hochschwanger sei und jeden Moment das zweite Kind erwarte. Sollte er aber zu den Medaillengewinnern gehören, könnte sich seine Abreise durchaus verzögern – auch wegen der obligatorischen Dopingkontrolle. Auf Ratschlag eines Freundes habe er jedoch dafür schon ein probates Mittel gefunden, wie er die Kontrolle beschleunigen könne:

Ondřej Synek  (Foto: Archiv von Ondřej Synek)
„Bei der Urinprobe stelle ich mir vor, wie Feuerwehrleute ein großes Feuer löschen. Dieser kleine Trick funktioniert eigentlich immer.“

Zuvor will Synek ein solches Feuer auf der Rennstrecke entfachen und mit viel Dampf möglichst als Erster über die Ziellinie rudern.

Autor: Lothar Martin
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