In Prag fand die "Konferenz der Versöhnung zwischen Tschechen und Sudetendeutschen" statt

Dr. Werner Nowak (Foto: Autorin)

Um Vergebung der Gräueltaten, die von Tschechen an Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg begangen wurden, haben die Teilnehmer einer tschechisch-deutschen Konferenz gebeten, die am vergangen Freitag und Samstag in Prag stattfand. Martina Schneibergova war dabei:

Tomás Dittrich  (Foto: Autorin)
Das Treffen hieß "Konferenz der Versöhnung zwischen Tschechen und Sudetendeutschen" und wurde von der "Christlichen Missionsgesellschaft" organisiert. Es war die erste Konferenz, die die Gesellschaft zu diesem, vor allem in christlichen Kreisen häufig vorkommenden Thema organisierte. Nach den Beweggründen fragte ich den Initiator, Tomás Dittrich:

"Als ich davon erfuhr, was die Sudetendeutschen nach dem Krieg erlebten, war ich schockiert. Mit ähnlich denkenden Menschen suchten wir nach Menschen auf tschechischer Seite, die sich der Tragik der Vertreibung bewusst sind. Außerdem suchten wir nach denjenigen auf deutscher Seite, die ein offenes Herz haben, um Kontakt aufzunehmen und zu verzeihen."

Konferenzteilnehmer  (Foto: Autorin)
Fast 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die meisten von ihnen aus Tschechien, hörten einleitend einen Vortrag des Historikers und Publizisten Emanuel Mandler. Er betonte u. a., ein Volk könne sich nicht um Versöhnung bemühen, wenn seine einzelnen Vertreter die Versöhnung mieden. Mandler zufolge soll man bei sich selbst beginnen und an andere appellieren. Der Hass gegenüber den Sudetendeutschen sei in der Vergangenheit verankert:

"Aber den Hass kann man nicht auf die Vergangenheit beschränken, der Organismus des Volkes ist davon durchdrungen, der Hass dringt in die zwischenmenschlichen Beziehungen sowie in die Politik ein. Die offizielle Version lautet: Sudetendeutsche hätten den Krieg entfesselt und die Vertreibung sei dessen Folge. Glauben Sie es nicht. Die Vertreibung war eine ethnische Säuberung, die die Kriegsverhältnisse zur Errichtung eines nationalen Staates ausnutzen sollte. Das Maß an Hass, das in der tschechischen Gesellschaft enthalten ist, ist nur deren peinliches Relikt. Mit der Vertreibung der Deutschen haben wir uns nicht geholfen."

Emanuel Mandler  (Foto: Autorin)
Dem Historiker zufolge setzt die Versöhnung einen Dialog, ein Miteinanderreden voraus:

"Diejenigen, die die Kommunikation mit Vertretern der Sudetendeutschen verdammen, schaden nicht nur den Deutschen, sondern vor allem uns selbst und unserem Volk. Wenn wir vom Staatspräsidenten aufgefordert werden, uns mit der Vergangenheit zu versöhnen, sollten wir dies tun: D. h. versuchen, die Vergangenheit ohne Vorurteile zu sehen, dem Aberglauben nicht zu glauben, auch wenn er von offiziellen Experten verbreitet wird, sondern sich eine eigene Meinung zu bilden."

Dr. Werner Nowak  (Foto: Autorin)
Unter den Referenten waren des Weiteren z. B. Jan Stepán vom Premysl Pitter-Stiftungsfonds, der Schriftsteller Hugo Fritsch sowie der Präsident der Bundesversammlung der Sudetendeutschen Landmannschaft, Werner Nowak. Dr. Nowak wusste vor allem die Ehrlichkeit der Konferenzteilnehmerinnen und Teilnehmer zu schätzen, die während der Diskussion sowie in der Abschlusserklärung seiner Meinung nach zu spüren war:

"Ich gehe von dieser Konferenz weg mit der festen Überzeugung, dass wir nur mit solchen Menschen, die dort zusammen waren, nur in diesem Geist die gegenseitige Versöhnung und Verständigung verwirklichen können. Worte allein und Absichtserklärungen reichen nicht, sondern der Durchbruch muss her. Und den Durchbruch habe ich bei der Konferenz jetzt am Wochenende voll gespürt."