Prag: Kaufhaus wird Kulturdenkmal
Dass Prag reich an Architekturdenkmälern ist, davon kann sich jeder Besucher rasch überzeugen. Nun ist auch die offizielle Liste des Architekturerbes der tschechischen Hauptstadt um einen weiteren Lieblingsbau der Prager gewachsen. Zu Hradschin und Karlsbrücke gesellt sich das ehemalige Kaufhaus Maj, ein sperriger Bau der 70er Jahre. Was es damit auf sich hat, weiß Thomas Kirschner.
"Das Kaufhaus Maj gehört zu den herausragenden Leistungen der tschechischen Architektur der 70er Jahre und weist viele Verbindungen zu dem auf, was sich in dieser Zeit in der westlichen Architektur getan hat. Und in mancher Hinsicht hat das Kaufhaus Maj die westliche Architektur damals sogar überholt."
Dass das allen Pragern vom Wochenendeinkauf seit Jahrzehnten vertraute Haus nun auf der Denkmalschutzliste steht, ist Ergebnis einer Debatte, die im Frühjahr ungewollt der Tesco-Konzern als Eigentümer des Kaufhauses angestoßen hatte. Damals waren Pläne bekannt geworden, nach denen das ganze Haus abgerissen und durch einen modernen Neubau ersetzt werden sollte. Auch wenn die ästhetischen Urteile der Prager über das Haus gespalten sind - unstrittig ist, dass es sich um eines der modernen Wahrzeichen der Stadt handelt. Nicht nur Martin Rajnis aus dem Architektenteam, das den Bau in den 1970er Jahren projektiert hat, lehnt daher eine Stadtplanung mit der Abrissbirne ab:
"Ein Haus abzureißen, das ist nicht a priori undenkbar. Für mich ist es aber schwer hinnehmbar, dass man Häuser nicht deshalb niederreißt, weil sie schlecht sind, sondern weil jemand aus dem Objekt noch mehr Geld herauspressen will. Das sollte sich die magische Stadt Prag nicht zur Devise machen, dass man nach solchen Kriterien entscheiden kann, was überleben darf und was nicht."
Gegen die Aufnahme des Kaufhauses in die Denkmalschutzliste kann der Eigentümer Tesco noch Berufung einlegen. Von den Abrissplänen ist der Konzern aber bereits jetzt zurückgetreten. Stattdessen solle es eine behutsame Modernisierung geben, hieß es.