Prager Café-Landschaft im Bildband

Foto: Verlag Verzone
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Seit mehr als 300 Jahren gibt es Kaffeehäuser in Böhmen. Die Kunsthistorikerin Eva Bendová hat nun Prager Cafés in der Vergangenheit und in der Gegenwart verglichen. Ihr Buch heißt einfach „Pražská kavárna“, also „Prager Kaffeehäuser. Bendová begibt sich dabei auf die Spuren verschwundener Cafés, beschreibt aber ebenso die neuen Unternehmen, die seit den 1990er Jahren in der Moldaustadt entstanden sind. Der Bildband wurde vorige Woche im Prager Café Lajka feierlich vorgestellt.

Foto: Verlag Verzone
Frau Bendová, Sie haben gerade Ihr neues Buch über die Prager Cafés vorgestellt. Was war der Anlass für den Bildband?

„Das war komischerweise nicht die Prager, sondern die Münchner Café-Landschaft. Denn ich war zu einem Studienaufenthalt in der bayerischen Landeshauptstadt, und dort bin ich in den Kaffeehäusern interessanten Menschen begegnet. Dabei ist München eigentlich gar keine Stadt der Kaffeehauskultur, sondern der Bierkultur. Ich habe Kunstgeschichte studiert, und in den Galerien bin ich auf das Thema ‚Cafés‘ gestoßen. Denn viele Gemälde haben ein Kaffeehaus als Hauptmotiv. Im Lenbachhaus in München befindet sich beispielsweise ein Gemälde von Albert Weisgerber, auf dem ein Café die Hauptrolle spielt. Erst nach meinem Aufenthalt in München habe ich angefangen, mich für die Wiener Kaffeehauskultur zu interessieren.“

Aus welchem Grund gehen Menschen in Cafés?

„Dies ist eine der Fragen, mit denen ich mich auch befasst habe. Ich würde sagen, dass Cafés Ort sind, an denen Menschen nach Gesellschaft suchen und diese auch finden. Sie erhalten dort aber auch Informationen, hören Musik und werden unterhalten. Ich habe in meinem Buch die Vergangenheit mit der Gegenwart verglichen. Die Kaffeehauskultur in Prag ist sehr bunt.“

Eva Bendová  (Foto: Archiv der Nationalgalerie in Prag)
Entstehen immer noch neue Cafés?

„Ja schon, es entstehen immer neue. Heute geht der Trend dahin, in einem Raum verschiedene Tätigkeiten unterzubringen. Oft gibt es eine lange Bar, an der Kaffee getrunken wird, aber auch Ecken für ein intimes Gespräch. Es gibt Cafés mit Musik- und Theaterprogramm oder mit Lesungen. Andere Kaffeehäuser passen eher zum hektischen Alltag.“

Früher galten Cafés eher als ein Ort, an dem sich gerne ältere Damen treffen. Hat sich der Trend geändert?

„In Prag findet meiner Meinung nach jeder ,sein‘ Kaffeehaus. Die ältere Generation bevorzugt die traditionellen Cafés, junge Menschen zieht es eher an trendige Orte.“

Sie haben dem Bildband auch einen speziellen Stadtplan beigelegt…

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
„In dem Plan sind jene Orte gekennzeichnet, an denen sich früher Kaffeehäuser befanden beziehungsweise heute Cafés zu finden sind. Das Buch verbindet die Geschichte mit der Gegenwart. Über altbewährte Betriebe wie das Café Slavia oder das Café im Haus zur Schwarzen Muttergottes habe ich natürlich mehr Seiten im Bildband reserviert.“

Denken Sie oder der Verlag daran, das Buch in andere Sprachen übersetzen zu lassen?

„Durchaus. Zuerst wird es ins Englische übersetzt. Da im Verlag ‚Verzone‘ auch chinesische Literatur erscheint, so etwa Märchen, wird das Buch auch ins Chinesische übersetzt. Aber wir rechnen zudem mit einer deutschen Fassung.“


Die Fotos für den Bildband hat Josef Ptáček geschossen. Das Buch ist im Prager Verlag Verzone erschienen.