Prager Gespräche: Auftakt mit Konrad Paul Liessmann

Konrad Paul Liessmann (Foto: Gerald Schubert)

Prager Gespräche. So heißt eine neue Vortrags- und Diskussionsreihe, die am Donnerstag offiziell ins Leben gerufen wurde. Organisiert hat sie das Österreichische Kulturforum in Prag, erster Gastredner war der österreichische Philosoph Konrad Paul Liessmann.

Konrad Paul Liessmann
Die Prager Gespräche sollen einen Diskurs zwischen den geistigen Eliten Mitteleuropas etablieren, sagt Florian Haug, der Direktor des österreichischen Kulturforums Prag. Jeden Monat soll eine bekannte Persönlichkeit aus Wissenschaft, Wirtschaft oder Kultur in Prag einen Vortrag halten, danach folgt jeweils ein Gespräch mit einem tschechischen Gegenüber – und natürlich mit dem Prager Publikum. In den Räumen des tschechischen Kulturministeriums hat am Donnerstag der Philosoph Konrad Paul Liessmann den Anfang gemacht, mit einem Vortrag über die Menschenbilder der Moderne. Gleich zwei gute Gründe sprachen für Liessmann, sagt Florian Haug:

Florian Haug
„Der eine ist sehr simpel: Liessmann hat voriges Jahr den Havel-Preis bekommen. Er ist also in Tschechien bekannt und in akademischen Kreisen sehr angesehen. Der andere Grund ist, dass Liessmann doch ein allgemein verständlicher Philosoph ist und Themen anspricht, die der gebildete Mensch attraktiv findet.“

Zum Beispiel eben das Thema Bildung, dem sich Liessmann in letzter Zeit intensiv gewidmet hat, und das eine Brücke zwischen den Völkern Europas sein kann. Auch zwischen Tschechen und Österreichern.

„Bildung ist ja etwas, das uns vor vielen Generationen noch gemeinsam war. Wir hatten gemeinsame Vorstellungen davon, was ein gebildeter Mensch ist und sein sollte. Ich glaube, dorthin sollte man wieder zurückfinden“, sagt Haug.

Die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen in Mitteleuropa haben seit dem Fall des eisernen Vorhangs völlig neue Qualitäten erreicht. In der Wissenschaft dominiere jedoch die anglisierte Debatte der Scientific Community, die bilateralen Kontakte blieben dabei manchmal auf der Strecke, meint Konrad Paul Liessmann im Gespräch mit Radio Prag:

„Hier gib es wirklich noch Nachholbedarf. Gerade im mitteleuropäischen Raum geht es darum, alte Beziehungen, Kulturräume und Diskussionen wieder aufleben zu lassen, an die man dann anknüpfen kann. Ich denke, dass sich das mit dem zunehmenden Integrationsprozess in der Europäischen Union auch herstellen wird, aber wahrscheinlich kann man daran noch ein bisschen mehr arbeiten.“

Konrad Paul Liessmann
Die Prager Gespräche, so Liessmann, könnten dazu einen Beitrag leisten:

„Fragen der Zeit, Fragen, die uns betreffen, hier vor einem größeren Publikum mit interessanten Referenten zu diskutieren – ich glaube, daraus kann wirklich etwas werden. Das könnte zu einer Institution werden, die sicher imstande ist, das Verhältnis zwischen Tschechien und Österreich auf intellektueller Ebene zu stärken und zu verbessern.“

Am 10. März gibt es den nächsten Vortrag aus der Reihe „Prager Gespräche“. Der Schweizer Biochemiker Gottfried Schatz beantwortet die Frage „Warum wir nicht Sklaven unserer Gene sind.“

Fotos: Autor