Prager Opernfestival: Tschechische Komponisten im Vordergrund

Foto: Hana Smejkalová, Archiv des Nationaltheaters

In Tschechien gibt es zehn professionelle Opernhäuser. Zudem sind hierzulande einige Opernensembles tätig, die nicht über eine eigene Spielstätte verfügen. Alle zwei Jahre präsentieren die Theater und Ensembles aus dem ganzen Land daher ihre interessantesten Inszenierungen bei einem Festival in der tschechischen Hauptstadt. In diesem Jahr sind auch drei Opernhäuser aus der Slowakei mit dabei. Das Festival „Opera 2015“ wurde am Donnerstag in der Prager Staatsoper eröffnet.

Štefan Kocán singt die Titelrolle in Oper „Mefistofele“  (Foto: Hana Smejkalová,  Archiv des Nationaltheaters)
Mit der Premiere einer Neuinszenierung von Arrigo Boitos Oper „Mefistofele“ wurde das Festival eröffnet. Die Titelrolle singt in der Prager Inszenierung der hervorragende Bass Štefan Kocán, der Slowake tritt in renommierten Opernhäusern der Welt einschließlich der Metropolitan Opera auf. Für Kocán ist es seine dritte Rolle, die er in Prag singt. Boitos Mefistofele hält er für die anspruchsvollste Bassrolle überhaupt.

„Alles an Mefistofele ist hochinteressant, hinzu kommt der anspruchsvolle Gesang. Der stellt Herausforderungen an mich. Als ich vor zehn Jahren diese Oper hörte, hat sie mich gleich tief beeindruckt. Ich erlaube mir zu behaupten, dass es ein einzigartiges Werk ist. Niemand hat etwas Ähnliches geschrieben.“

Lenka Šaldová  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Kocán zufolge ist Mefistofele nicht nur ein negativer Held. Boitos Titelrolle gehe von der Natur des Menschen aus, die niemals nur gut oder nur böse sei, meint der Opernsänger.

Das Festival findet zum zwölften Mal statt. Insgesamt stehen 17 Vorstellungen auf dem Programm. Die Ensembles und Theater suchen im Vorfeld selbst eine Inszenierung aus, mit der sie nach Prag kommen wollen, sagt Festivaldirektorin Lenka Šaldová.

„Sie führen in Prag in der Regel eine besonders beachtenswerte Inszenierung aus, mit der sie sich rühmen wollen. Um ehrlich zu sein, ich stimme mit der Auswahl meist überein.“

Mit neun Opern sind diesmal beim Festival tschechische Komponisten besonders stark vertreten. Das hatte es zuvor noch nie in dieser Weise gegeben. Das Repertoire der Opernhäuser ist durch das Jahr der tschechischen Musik beeinflusst, das 2014 begangen wurde, sagt Šaldová:

Zdeněk Fibich
„Aufgeführt werden in Prag tschechische Klassiker wie beispielsweise Smetanas ‚Der Kuss‘, hinzukommen einige Janáček-Opern oder Bohuslav Martinůs ‚Der Soldat und die Tänzerin‘. Die Besucher haben zudem die Möglichkeit, wenig gespielte Opern von Zdeněk Fibich oder Josef Bohuslav Foerster zu sehen. Gespielt werden auch mehrere Gegenwartswerke. Diese wurden vor allem von unabhängigen Ensembles einstudiert. Die Komponisten der Gegenwart setzen sich aber allmählich auch auf den großen Bühnen durch. Das Nationaltheater Brünn führt beispielsweise die Oper ‚Alice in Bed‘ von Ivo Medek und Markéta Dvořáková beim Festival auf.“

Zum ersten Mal nehmen auch Theater aus dem Ausland am Festival teil. Drei slowakische Opernensembles werden in Prag spielen: aus Bratislava, Banská Bystrica und Košice.

Wie jedes Jahr werden diesmal ebenfalls die besonders beachtenswerten Leistungen mit den Ehrenpreisen des Festivals gewürdigt. Die sogenannten „Libuška“-Preise werden auf der Bühne des jeweiligen gewürdigten Theaters erst nach dem Ende des Festivals überreicht.

Das Festival „Opera 2015“ in Prag findet bis 21. Februar statt. Mehr zum Programm und dem Kartenverkauf auf der Webseite www.festival-opera.cz.