Prager Verkehrsbetriebe: Stadt und Gewerkschaften auf dem Weg zu einem Kompromiss

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Seit Tagen quält die Prager eine Frage: Bleiben Bahnen und Busse tatsächlich in den Depots und stürzt die tschechisch Hauptstadt damit in ein Verkehrschaos? Der städtische Verkehrsbetrieb steht nämlich kurz vor dem Bankrott und die Mitarbeiter des schwer angeschlagenen Unternehmens drohen mit Streik. In hektischen Verhandlungen versuchen ein von der Stadt eingerichteter Krisenstab und die Gewerkschaften eine Lösung zu finden und eine Eskalation des Konflikts zu vermeiden. Verhandelt worden ist auch am Donnerstag und Radio-Prag-Redakteur Daniel Kortschak fasst im Gespräch mit Till Janzer den Verlauf der Gespräche zusammen.

Daniel, gibt es schon ein Ergebnis der Verhandlungen?

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„Jein. In einigen Punkten haben sich die Gewerkschaft und die Vertreter von Stadt und Verkehrsbetrieb bereits geeinigt: So will die Stadt nun offenbar die Schulden des Betriebs in der Höhe von zwei Milliarden Kronen (80 Millionen Euro) zur Gänze übernehmen. Außerdem soll der umstrittene „Vorstandsdirektor für Transformation“, der im Verkehrsbetrieb für die Auslagerung von Dienstleistungen an Private zuständig war, gegangen werden. Und auch die Zusammenarbeit mit der umstrittenen Beraterfirma, in deren Geschäftsführung – ganz zufällig natürlich – eben dieser Vorstandsdirektor sitzt, soll beendet werden. In diesen Punkten konnte sich die Gewerkschaft also offenbar durchsetzen.“

Das deutet auf eine Einigung hin. Ist damit der Streik abgewendet?

Oberbürgermeister Pavel Bém und Verkehrsbetriebs-Chef Martin Dvořák  (Foto: ČTK)
„Sagen wir, er ist zumindest unwahrscheinlicher geworden. Das hat auch Verkehrsbetriebs-Chef Martin Dvořák kurz nach den Verhandlungen gesagt: Man sei einem Kompromiss näher als einem Streik. Verkehrsstadtrat Radovan Šteiner meinte, man habe 90 bis 95 Prozent der Punkte abgeschlossen. Zu sagen, dass die Streikgefahr gebannt ist, ist aber wohl noch zu früh. Denn einige Schlüsselforderungen der Gewerkschaften sind noch offen, etwa der Stopp der geplanten Entlassung von 300 bis 500 Mitarbeitern im nächsten Jahr. Und deswegen laufen auch die Vorbereitungen auf einen Streik vorerst weiter. Am Donnerstagnachmittag (nach Redaktionsschluss der Sendung) werden die insgesamt 13 Verkehrsgewerkschaften über das weitere Vorgehen beraten und am Freitag sollem weitere Verhandlungen mit Stadt und den Verkehrsbetriebe-Chefs folgen.“