Prager Wechselstuben-Razzia: Über fünf Milliarden Kronen rein gewaschen
Am Montag bekamen Prager Bürger und Touristen ein Schauspiel ganz besonderer Art zu sehen. Und sie konnten von Glück sagen, wenn sie selbst nicht mitten hineingerieten in den polizeilichen Großeinsatz um eine Wechselstube. Christian Rühmkorf weiß mehr und Daniel Kortschak hat mit ihm gesprochen.
"Wechselstube – das klingt eigentlich immer viel zu gemütlich. Aber mit der Gemütlichkeit war dann am Montag gegen 10 Uhr vormittags abrupt Schluss. Zehn Einsatzwagen der Polizei blockierten innerhalb weniger Sekunden und Minuten die lebhafte Kreuzung an der Národní, der Nationalstraße. Die liegt mitten im touristischen Zentrum der Hauptstadt. Innerhalb von 15 Minuten kam es zu einem totalen Verkehrskollaps. An die 50 Polizisten eines Sondereinsatzkommandos stürmten in schusssicheren Westen die Geldwechselstube ´Aktiv Change´. Das ganze musste schnell gehen, denn man wollte verhindern, dass Beweise vernichtet werden. Bei der Wechselstube soll es sich nämlich um eine Wäscherei handeln und zwar für Geld. Sage und schreibe 5,3 Milliarden Kronen sollen hier gewaschen worden sein. Das sind umgerechnet über 220 Millionen Euro. Das ist fast die Summe, die sonst alle Geldwäschereien der gesamten Republik innerhalb eines ganzen Jahres blütenrein waschen."
Wie sieht die bisherige Bilanz dieses Großeinsatzes aus? Gibt es Festnahmen?
"Die Polizeiaktion ging bis tief in die Nacht und es gilt auch weiterhin ein recht strenges Informationsembargo. Denn es ist ja noch eine ´lebende Sache´, wie die Polizei das nennt - eine Aktion, die noch im Gange ist. Nach den bisherigen Informationen gibt es noch keine Festnahmen. Fest steht allerdings: Die Wechselstube gehört einem Briten und einem Amerikaner, die beide wohl keine reine Weste haben und auch im Immobiliengeschäft tätig sind, im kriminellen Milieu eine beliebte Branche. Beide Besitzer sind aber nicht flüchtig. Die Polizei hatte die Wechselstube schon seit längerem beobachtet und unter anderem aus Abhörprotokollen ergab sich der Verdacht, dass hier Milliardenbeträge aus illegalen Geschäften, aus Drogenhandel und anderen Straftaten gewaschen wurden."Der Euro wird in Tschechien so bald noch nicht eingeführt und in Prag gibt es ja haufenweise Wechselstuben. Warum sind die für die Geldwäsche gerade so geeinget?
"Wechselstuben haben einen großen Durchlauf von Geld. Gerade auch die Wechselstube ´Aktiv Change´, denn sie verlangte keine Gebühr und hatte recht günstige Kurse. Und bei so einem großen Gelddurchlauf fallen auch nicht so sehr die fiktiven Kunden mit ihren fiktiven Wechselaktionen auf, die in die Bilanzen eingearbeitet werden. Und schon ist das illegal erworbene Geld in den legalen Finanzkreislauf hineingespült worden. Noch ein paar Transaktionen hin und her und die Herkunft des Geldes ist nicht mehr nachvollziehbar. Und genau das ist wohl im Falle der ´Aktive Change´ geschehen."