Pragestt 2012 – Germanisten laden zu Konferenz internationaler Studenten
Ob Musik, Kunst, der eigene Beruf, gutes Essen – Dinge jeglicher Art: Jeder Mensch hat seine ganz persönliche Leidenschaft. Dass diese aber auch in einem Studium der Germanistik bestehen kann, beweist die diesjährige Prager Germanistische Studententagung, die am Wochenende viele Besucher in die Karlsuniversität lud. 44 junge Germanisten aus neun europäischen Ländern präsentierten ihre Forschungsergebnisse in Bereichen wie der Literaturwissenschaft oder Linguistik. Radio Prag hat sich bei der Organisatorin und wissenschaftlichen Mitarbeiterin Ina Marešová über die diesjährige Konferenz informiert.
Frau Marešová, erklären Sie doch bitte kurz, was genau die germanistischen Studententagungen sind.
„Pragestt heißt eigentlich Prager germanistische Studententagung, also eine Tagung für junge Studenten, Bachelorstudenten, Magisterstudenten, die gerade an ihrer Diplomarbeit arbeiten. Wir wollen die Studenten dazu bringen, dass sie über die Themen ihrer Arbeit sprechen. Sie stellen sich einem Publikum und bekommen dadurch ein Feedback in Form kritischer Fragen, die sie dazu anregen sollen, sich mit der eigenen Arbeit noch mal neu auseinanderzusetzen.“
Was ist dieses Jahr anders? Gibt es irgendwelche Neuheiten?
„Es gibt tatsächlich sehr viele Neuheiten. Wir sind begeistert, dass wir immer wieder neue Themen von germanistischen Studenten im Ausland erhalten. Dadurch sehen wir, was im Ausland im germanistischen Bereich zurzeit aktuell ist. Dieses Jahr ist es beispielsweise die Soziolinguistik, die einen Trend in der Germanistik setzt. In der Literatur geht der Trend dieses Jahr in Richtung des Films und der Kultur. Ich bin sehr froh, zu sehen wie kreativ die Auslandsgermanisten sind und immer wieder aufs Neue überrascht über die kreative Themenauswahl der Studenten, für die Konferenz Pragestt.“
Nach welchen Kriterien werden die Präsentationen ausgewählt?
„Wir bekommen jedes Jahr viele Bewerbungen und wählen nur die besten aus. Ein hauptsächliches Kriterium ist auf jeden Fall die Qualität. Wir haben eine kleine Kommission, die bewertet ob der Beitrag eine bestimmte Qualität hat. Wir wählen nur die Themen, die zeigen, dass der Autor schon mehr über das Thema weiß. Er hat eine Ahnung von einer bestimmten Methodik und der Forschung, weil er sich vorweg schon mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Und das ist für uns sehr wichtig, dass der Autor uns dies durch die Einsendung seiner Arbeit zeigt.“
Was erhalten die Studenten davon? Bekommen sie Kredits?
„Kredits bekommen die Studenten nicht. Und sie kriegen auch eigentlich kein Geld dafür. Das heißt, die Studenten die kommen, sind welche die sich wirklich dafür interessieren. Sie wollen ihre Arbeit einem Publikum präsentieren um dann eine kritische Meinung zu erhalten. Und das ist das Schöne an der ganzen Sache, was wir sehr schätzen. Denn wenn der Student dies auf freiwilliger Basis macht, heißt das, er ist wirklich an der Germanistik interessiert.“
Gibt es eine bestimmte Motivation, die hinter dieser Konferenz steckt? Was möchten Sie damit erreichen?
„Wir möchten eine Plattform mit der Konferenz bilden, die die mitteleuropäische Germanistik verbindet. Es gibt viele Zentren der ausländischen Germanistik in Mitteleuropa, die nicht besonders gut verbunden sind. Wir sind einfach neugierig, was in Ländern wie Ungarn oder Polen bezüglich der Germanistik los ist. Es kommen auch viele Germanisten aus Deutschland oder Österreich. Und es ist super, diese Kontakte zu knüpfen und zu sehen wie sich beispielsweise die Germanisten aus Ungarn mit den Germanisten aus Oxford oder Berlin verstehen.“
Und das findet ausgerechnet in Prag statt, warum?
„Weil Prag ein Ort der deutschen Literatur ist. Wir haben hier eine große Tradition der Prager deutschen Literatur und es ist ein wirklich schöner Ort für die Konferenz, die sich sowohl mit der Auslandsgermanistik, als auch mit der Inlandsgermanistik beschäftigt. Dazu hat Prag eine tolle Atmosphäre. Jedes Jahr lesen wir etwas von Kafka. Die Prager Autoren und die ganze romantische Stimmung Prags unterstreichen diese Konferenz.“
Danke für das Interview, Frau Marešová.