Prerov: Baudenkmal weg - Supermarkt hin?

Vereinshaus ´komuna´ in Prerov (Foto: CTK)

Ein Haus in der mährischen Stadt Prerov / Prerau hat Kulturminister Vaclav Jehlicka auf den Plan gerufen. Bis vor einem halben Jahr stand es unter Denkmalschutz. Am Samstag hatte allerdings eine Baufirma im Auftrag des Eigners mit dem Abriss des Gebäudes begonnen. Entsetzte Bürger protestierten, und der Magistrat konnte den Abriss erst einmal stoppen. Am Montag eilte der Kulturminister nach Prerov und nahm den Fall in seine Hand.

Vereinshaus ´komuna´ in Prerov  (Foto: CTK)
Die Abrissarbeiter räumen hastig ihre Gerätschaften zusammen. Kaum sind sie verschwunden, schon trifft der Kulturminister am Ort des Geschehens ein und lässt sich über den Vorfall informieren. Im Brennpunkt steht ein früheres Vereinshaus aus den 20er Jahren. Jeder in Prerov kennt das Haus unter dem Namen "komuna", also Kommune. Ehedem hatten es nämlich Arbeitervereine und die kommunistische Partei genutzt. Bereits vor 40 Jahren wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Es ist das einzige seiner Art in der rund 47.000 Einwohner zählenden Stadt.

Im vergangenen Jahr trudelte aber beim Kulturministerium ein Gesuch des heutigen Eigners ein, die "komuna" von der Liste der denkmalgeschützten Gebäude zu streichen. Ein mittlerweile geschasster Stellvertreter des Ministers gab dem Antrag statt. Erst mit Antritt des neuen Kulturministers Ende Januar besann man sich und verkündete, die "komuna" wieder unter Denkmalschutz zu stellen. Vergangene Woche reagierte der Eigner, die Brünner Firma Reinvest Corporation, mit einer Nacht-und-Nebel-Aktion. Von Freitag auf Samstag begann eine Baufirma mit dem Abriss des Gebäudes. An seinem Platz soll ein Supermarkt entstehen. Entsetzte Bürger benachrichtigten sofort die Polizei. Entsetzt zeigte sich auch die stellvertretende Oberbürgermeisterin, Elena Gramblickova:

 Kulturminister Vaclav Jehlicka in Prerov  (Foto: CTK)
"Wenn jemand beginnt, in der Nacht ein Dach abzudecken, dann ist doch eines klar: Er weiß, dass das falsch ist. Ich habe die Staatliche Bauaufsicht gebeten zu kontrollieren, was da vor sich geht."

Das Dach ist bereits komplett abgedeckt. Gestoppt werden konnten die Abrissarbeiten nur vorübergehend wegen zweier Verfahrensfehler der Baufirma. Am Montag schaute sich Kulturminister Jehlicka persönlich den Schaden vor Ort an. Er versprach eine Restaurierung des Gebäudes. Doch den endgültigen Abriss-Stopp konnte auch der Minister bisher nicht erwirken:

"Die Tschechische Polizei versucht dem Eigner die Benachrichtigung zuzustellen, dass nun ein Verfahren eingeleitet wurde, um das Gebäude wieder unter Denkmalschutz zu stellen. Zugleich prüft der Magistrat der Stadt die Abrisserlaubnis. Insgesamt ist es eine traurige Geschichte. So wie hier sollten wir in unserem Staate nicht mit Baudenkmälern umgehen."

Soweit der Kulturminister. Und der Eigner? Der stellt sich taub. In der Zentrale von Reinvest Corporation nimmt seit Tagen niemand ab. Und die Bürger? Die Mehrheit ist gegen den Abriss und gegen weitere Supermärkte in ihrer Stadt.