Presseeinblick - und außerdem: Radio Impuls im Gespräch

Herzlich Willkommen zum Medienspiegel, der Sie immer am Ende einer Woche erwartet. Heute bieten wir ihnen ein Gespräch mit dem Generaldirektor des Privatradios Impuls, Jiří Hrabák. Und zwar über den Erfolg dieses Radios und den Unterschied zu öffentlich-rechtlichen Sendern. Aber zunächst kommt unser Presseeinblick.

Was soll man dazu sagen? Wenn in der Politik schmutzige Wäsche gewaschen wird, dann sind die meisten Medienvertreter froh. Oft waren sie ja auch an der Aufdeckung der Affären beteiligt. So auch bei der ganz aktuellen Affäre um die bürgerdemokratischen Abgeordneten Jan Morava und Vlastimil Tlustý. Tlustý hatte intime Fotografien aus seinem Privatleben inszeniert und sie über Journalisten seinem Parteikollegen Morava zugespielt. Ein abgekartetes Spiel und Jan Morava fiel darauf rein. Er bot sie der bereits eingeweihten Presse an. Die „Mladá fronta Dnes“ titelt am Montag: „Ich wollte die Halunken kriegen“ und zitiert damit den Initiator der Affäre, den parteiinternen Rebellen der Bürgerdemokraten, Vlastimil Tlustý. Tlustý geht immer noch davon aus, er habe etwas Gutes getan, in dem er nicht als Politiker, sondern als Lockvogel in Erscheinung trat. Seine Fraktion hatte aber in dieser Woche bereits beschlossen, dass Tlustý zurücktreten soll. Jan Morava, ein junger, wohl noch etwas unerfahrener Abgeordneter hatte bereits am Montag seinen Hut genommen.

Die Wirtschaftszeitung „Hospodářské noviny“ widmet sich ausführlich dem Staatshaushalt für 2009: „Mehr Geld für Wissenschaft und Umweltschutz, weniger für Autobahnen und Landwirtschaft“. Über 1,11 Billionen Kronen soll der Staat 2009 an Einnahmen haben. Ausgeben will er natürlich mehr, nämlich über 1,15 Billionen, daraus ergibt sich ein Minus von etwas über 38 Milliarden Kronen, umgerechnet 1,6 Milliarden Euro. Die Wirtschaftszeitung HN wird also ihrem selbst gestellten Auftrag gerecht und informiert die Öffentlichkeit mit einer großen Bild-Grafik über alle Ressorts und ihre geplanten Ausgaben und Schulden.

Die Volkszeitung „Lidové noviny“ befasst sich mit den aktuellen Werten des Eurobarometers, der europäischen Stimmungsumfrage zu verschiedenen Themen. Die LN interessierte der Klimawandel. Sie titelt: „Klima? – Tschechen haben keine Panik“. Dazu Grafiken, wie das in anderen EU-Ländern gesehen wird und Bilder von den beiden Hauptgegenern der Diskussion in Tschechien. Staatpräsident Václav Klaus, der seit langem von unbegründeter Panikmache spricht und Umweltminister Martin Bursík, der das natürlich ganz anders sieht. Wenn man dem Eurobarometer glauben darf, dann stehen die Tschechen mehrheitlich auf der Seite ihres Präsidenten. So etwas könnte zum Beispiel in der Karibik wohl nicht so leicht passieren. So weit unser Presseeinblick. Gleich im Anschluss hören sie ein Gespräch mit der Konkurrenz des Tschechischen Rundfunks, dem Generaldirektor des Privatradios Impuls, Jiří Hrabák.


Die Medienanalysen für den Radiomarkt in der Tschechischen Republik präsentieren - was die Hörerquote betrifft - seit mehreren Jahren immer dasselbe Ergebnis. Am beliebtesten bei den Höreren im ganzen Land ist das Privatradio Impuls. Auf Platz zwei und drei folgen ebenso Privatsender, „Evropa 2“ und „Frekvence 1“. Erst dann kommt auf Platz vier der Tschechische Rundfunk 1 – „Radiožurnal“. Grund genug für den Tschechischen Rundfunk mit dem Generaldirektor des Spitzenreiter Radio Impuls, Jiří Hrabák, zu sprechen. Klar, dass man da nach den Gründen für den Erfolg fragt. Jiří Hrabák:

„Ich denke, das hat drei Gründe. Der eine ist Glück, das gehört zum Erfolg immer dazu. Aber auch gute Arbeit innerhalb von Radio Impuls. Uns ist in den letzten zehn Jahren eine gute Symbiose zwischen Programmarbeit und Marketing gelungen. Und innerhalb des Programm haben wir sicher ein gutes Verhältnis zwischen Musik und gesprochenem Wort gefunden, zwischen Unterhaltung und Information. Aber wichtig ist auch ein Blick auf die anderen Radiostationen, die Konkurrenz, wenn wir den großen Erfolg von Radio Impuls analysieren wollen. Entweder hat sie in der letzten Zeit mehr Fehler gemacht als sonst oder hab eben zu wenig positiv Wirkendes in Gang gesetzt, so dass sie uns tatsächlich Hörer weggenommen hätte.“

Dennoch, die Hörerquote von Radio Impuls ist trotz des unumstrittenen ersten Platzes, leicht zurückgegangen. Gründe dafür sieht Generaldirektor Jiří Hrabák in PR-Offensiven, also verstärkten Werbekampagnen anderer Sender. Darunter sei gerade auch der Tschechische Rundfunk 1 - das Radiožurnal, das im Januar neue Formate eingeführt habe und damit auch medial sehr stark in Erscheinung getreten sei. Aber auch die private Konkurrenz, wie „Evropa 2“ – Europa 2 und „Frekvence 1“ habe bei der PR draufgelegt, teil auch durch Boulevard-Kampagnen seiner Moderatoren. So etwas halte aber nie lange vor, meint Jiří Hrabák:

„Ich denke, dass langfristig gedacht kein Radio sich mit PR, Marketing, Werbung – wie auch immer man das nennt – begnügen kann.“

Auch, wenn der Tschechische Rundfunk 1 – „Radiožurnal“ als öffentlich-rechtlicher Sender in einer anderen Kategorie spielt, er ist ein Konkurrent und für Radio Impuls und diente auch als Orientierung bei der Gründung von Radio Impuls:

„Als wir vor fast 10 Jahren Impuls gestartet haben, da haben wir uns bemüht ein Programm zu entwickeln, das eine gute Balance hält zwischen dem öffentlich-rechtlichen Radiožurnal und den schon existierenden Privatradios in Tschechien. Schon allein aus dem Grunde ist das Radiožurnal für uns ein Konkurrent, wenn auch nicht der Hauptkonkurrent. Aber auch bei uns spielen Nachrichten, Publizistik und Verkehrsinformationen eine relativ große Rolle. Und das werden wir auch in Zukunft nicht ändern. Die Bedeutung von Nachrichten und Publizistik ist auf dem tschechischen Radiomarkt in den letzten vier, fünf Jahren eher gewachsen als geringer geworden. Dieser Trend könnte sich fortsetzen. Und auch deswegen ist das Radiožurnal für uns auch eine Konkurrenz.“

Der Auftrag eines Privatsenders ist eindeutig: Gewinnmaximierung heißt das Ziel. Und das läuft über Hörerquoten, nach denen sich dann sie Werbekunden orientieren. Immer wieder wird aber in Medienkreisen und in der Politik darüber diskutiert, welchen Auftrag der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat. Jiří Hrabák vom Privatsender Radio Impuls meint, hier gebe es neuen Diskussionsbedarf:

„Darüber hat man viel in den 90er Jahren diskutiert, aber seit dem hat sich die Gesellschaft, aber auch die Medienbranche sehr verändert. Das kann man allein schon an der Bedeutung des Internet sehen. Deshalb werden die Internetradios vielleicht auch noch eine ganz eigene Rolle spielen, indem sie sich auf bestimmte Musik oder bestimmte Themen oder Formate konzentrieren. Sie können aber nie die Rolle eines öffentlich-rechtlichen Senders übernehmen, weil der sich auf eine ganz andere Hörerschaft konzentriert. Das würde sich aber wirtschaftlich nicht auszahlen. Deswegen brauchen wir eine neue Diskussion der Gesellschaft, der Politik, der Medienexperten und zwar um die Frage, was der öffentlich-rechtliche Sektor eigentlich sein und machen soll. Ich will damit nicht vorweg sagen, dass das öffentlich-rechtliche Radio seiner Aufgabe nicht nachkommt. Wie auch, denn die Aufgabe ist meiner Ansicht nach nicht mehr hinreichend definiert.“

So viel zu den Herausforderungen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Aber wie sieht es aus mit den Herausforderungen für den Privatsender Radio Impuls. Generaldirektor Jiří Hrabák:

„Ich glaube, dass es für ein Radio vom Typ Impuls keine großen Herausforderungen mehr gibt. Bis aus eine, die schwierigste: den ersten Platz und den Abstand zu den anderen Sendern zu verteidigen.“