Presseschau

Die terroristischen Anschläge in den USA sind natürlich das überwiegende und nahezu einzige Thema in der tschechischen Tagespresse. Die Kommentare der führenden tschechischen Tageszeitungen fasst im folgenden Martina Schneibergova und Daniel Satra zusammen.

"Pearl Harbor II.", so lautet der Titel eines Kommentars in der auflagenstärksten Tageszeitung Mlada fronta Dnes von ihrem Korrespondenten aus Washington. Es ist ein schockierendes Gefühl - etwas, was wir mit eigenen Augen gesehen haben und trotzdem wollen wir es nicht glauben. Dies ist doch kein Amerika schlechthin, es ist schon ein anderes Land. Es ist das zweite Pearl Harbor, es ist sogar etwas viel schlimmeres. Damals wurde der Überfall von Soldaten geführt, jetzt haben die Terroristen unschuldige Zivilpersonen gemordet. Es ist schwer, sich vorzustellen, wie es weiter gehen soll. Denn dies war kein gewöhnlicher terroristischer Anschlag. Die Welt hat sich inzwischen daran gewöhnt, dass Bomben hier und da explodieren und dass man den Terrorismus als etwas hinnehmen muss, womit man zu leben lernen muss. Dies ist jedoch ein kaltblütig durchgeführter militärischer Angriff, ein wirklicher Krieg, der keinen Sinn macht, hieß es in einem Kommentar der Mlada fronta Dnes.

Ein Politologe stellt in seinem Kommentar in derselben Zeitung gleich in der Überschrift fest, "Damit hätten wir rechnen müssen". Die Terroristen werden immer dreister und gewissenloser und Organisationen, die Anschläge gegen wehrlose Zivilisten öffentlich oder geheim befürworten, werden immer legitimer, schrieb der Politologe und fuhr fort, die Menschheit macht Zugeständnisse gegenüber denjenigen, die sie gefährden. Die führenden Vertreter unserer Zivilisation üben sich im Händeschütteln mit deren Feinden und unterstützen diese, wenn sie Nutzen daraus ziehen können. Die Politiker waren nicht imstande, sich zu einigen, auch wenn deutlich war, was die Feinde verlangen und vorbereiten, stellt der Kommentator fest.

Die Tageszeitung Lidove noviny betont in einem Kommentar unter dem Titel "Die Antwort muss hart sein" unter anderem, dass niemand aus dem Terroranschlag Nutzen zieht, nicht einmal die Terroristen selbst. Denn wenn eine politische oder religiöse Gruppierung ihre Ziele in der heutigen Welt mit gewaltsamen Anschlägen erreichen will, ist sie im voraus dazu verurteilt, im internationalen Maßstab isoliert zu bleiben. Der Kampf gegen Terrorismus wird ohne die Zusammenarbeit demokratischer Länder, ohne miteinander verbundene Sicherheitssysteme unmöglich sein. Allein die Koordinierung ähnlicher Schritte stellt bei den heutigen technischen Möglichkeiten der Gegner- der Terroristen eine fast übermenschliche Aufgabe dar. Es gibt jedoch keinen anderen Weg zur Paralysierung und Vernichtung des zu allem fähigen Feindes, betonte die Lidove noviny.

Die wirtschaftlich orientierte Tageszeitung Hospodarske noviny schenkt in ihrem Kommentar unter dem Titel "Krieg gegen Zivilisten" der Tatsache Aufmerksamkeit, dass die Tschechische Republik Bestandteil der westlichen Welt ist. Die USA werden offensichtlich eine Periode erleben, in der man jedes nicht beaufsichtigte Gepäckstück der Polizei melden muss. Für die Israelis gehört so etwas schon zum Alltag. Man kann nicht ausschließen, dass künftig solche Maßnahmen auch in Tschechien notwendig sein werden. Tschechien bekennt sich zu den westlichen Werten. Diese Werte werden von den Terroristen, die sich auf westliche Ziele konzentrieren, gehasst. Leider leiden in diesem Zivilisationskrieg die Zivilisten am meisten. Die Hospodarske noviny verglich abschliessend diesen Kampf mit den barbarischen Kriegsmethoden des Mittelalters.

Mit mehreren Kommentaren äußerte sich zu den terroristischen Anschlägen auch die Tageszeitung Pravo. In einem Artikel mit dem Titel "Der Krieg" betont sein Autor, die Terroristen, die für den gestrigen Tag Verantwortung tragen, sollen keinen Grund zum Feiern haben. Die einzige richtige Antwort der USA wird die Liquidierung des Angreifers sein, sobald dessen Identität festgestellt wird. Auf der Erde darf es keinen Ort geben, wo er sich vor der Strafe verstecken kann, unterstrich der Kommentator der Pravo.