Presseschau
Von Martina Schneibergova.
Die tschechischen Tageszeitungen befassen sich in ihren Montagsausgaben in erster Linie mit dem Beginn der Militärschläge gegen die Ziele der Terroristen in Afghanistan. Sie würdigen nicht nur die Entscheidung der USA, gegen die Terroristen militärisch einzugreifen, sondern auch die Vorbereitung der neuen Phase des Kampfes gegen den Terrorismus.
Unter dem Titel "Der Krieg hat begonnen" betont der Kommentator der auflagenstärksten Tageszeitung "Mlada fronta Dnes", dass es jetzt notwendig sei, solange gegen den Terrorismus zu kämpfen, bis er besiegt sei. In dem Kommentar wird daran erinnert, dass dieser Krieg nicht nur ein Krieg der Vereinigten Staaten, sondern auch der Tschechischen Republik sei. Auch wenn es scheint, dass Tschechien allzu weit entfernt liege, könnten die Terroristen auch in Tschechien Angriffsziele finden, schreibt der Autor und fügt hinzu, deshalb müssen wir uns wehren, denn mit Terroristen verhandele man nicht. Was gestern geschah, ist kein Gegenschlag - heißt es in der Zeitung - sondern es ist die einzige Möglichkeit, wie man verhindern kann, dass sich die Tragödie von New York in anderen europäischen Städten wiederholt.
Die wirtschaftlich orientierte Tageszeitung "Hospodarske noviny" würdigt in ihrem Kommentar mit dem Titel "An der Seite Amerikas" die Tatsache, dass auch die Tschechische Republik in diesem Konflikt an der Seite der USA steht. Der Kommentator stellt fest, dass der zynische Angriff gegen New York und Washington kein Gegenschlag der Armen und Schwachen gegen die Machtarroganz der USA war. Denn die Schwachen und Armen dienen den reichen Fanatikern als Deckmantel und dank der starken Propaganda auch als bisher unerschöpfliche Menschenpotential an neuen Kämpfern, die bereit sind, ihr eigenes Leben zu opfern, heißt es in Hospodarske noviny. Die Armen und Schwachen sind jedoch - der Zeitung zufolge - vor allem Opfer der Regimes, die die Terroristen beschützen und gegenüber der übrigen Welt Hass verbreiten. Die Terrorangriffe seien - so die Zeitung - nicht nur gegen Amerika, sondern gegen die gesamte westliche Zivilisation gerichtet gewesen. Es sei deswegen zu würdigen, dass die USA keinen kopflosen Gegenschlag durchführten, sondern dass eine ganze Antiterrorkoalition nach Wegen suche, um die Terroristen zu isolieren, schreibt das Wirtschaftsblatt Hospodarske noviny.
Die Tageszeitung "Lidove noviny" erinnert in einem ihrer Kommentare daran, dass die afghanischen Taliban versuchten, den Militärschlag der Verbündeten durch Angebote zu Zugeständnissen abzuwenden. Ihren Angeboten hätten die Taliban - so der Kommentar - jedoch immer ein "Aber" hinzugefügt. Staaten, die von der Richtigkeit des Kampfes gegen den Terrorismus nicht überzeugt seien und sich dem Kampf nur aus dem Grund angeschlossen hätten, damit sie selbst nicht zu Zielen der Terroranschläge wüden, könnten nach Meinung der Zeitung darauf hinweisen, dass die Taliban bereit gewesen seien zu verhandeln. Die Führer der Taliban hätten jedoch mit ihren wiederholten "Aber" bewiesen, dass sie in Wirklichkeit nicht zu Zugeständnissen bereit waren. Ihre Strategie sei - so Lidove noviny - auch nicht neu gewesen, sie könnten sich diese Strategie beispielsweise von Saddam Hussein oder von Slobodan Milosevic abgeguckt haben. Die Verbündeten hätten jedoch die Erfahrung gemacht, dass es sich nie lohne, diesen Spielchen zu glauben, heißt es in Lidove noviny.
Die Tageszeitung "Pravo" bemerkte in einem ihrer Artikel zu diesem Thema, die Raketen auf Ziele in Afghanistan seien mehr als das Ende des langen Wartens auf Vergeltung von Seiten der USA gewesen. Erstmals gelte - so Pravo - ein Krieg nicht einem Land, sondern einer bestimmten Gruppe sowie jenen, die deren terroristische Ziele unterstützen. Washington habe aber nicht aus der Hüfte geschossen, sondern nach den Anschlägen des 11. September geduldig Beweise gesammelt und eine Allianz gegen die Hauptverdächtigen geschmiedet - gegen Bin Laden und die Taliban. Noch sei unklar, wie lange die Entwurzelung der Taliban dauern werde, und wie diese aussehen werde. Der Beginn der Angriffe sei aber der erste Schritt in die Richtung gewesen, die US-Präsident Bush der Welt ankündigte: Auf der Welt sei kein Platz für Terror, schreibt "Pravo".
Überlegungen, was nach den Taliban komme, tauchen in einem Kommentar der "Mlada fronta Dnes" auf. Der Kommentator stellt fest, die Taliban würden vielleicht gestürzt, aber die afghanische Elite sei während der 30 Jahre dauernden Kriege ausgerottet worden. Die Macht der Opposition zu übergeben - wäre kurzsichtig, und eine langjährige fremde Präsenz in Afghanistan wäre irrsinnig. Die Afghanen könnten eine Lösung nur untereinander finden. Dies gelänge ihnen jedoch seit 30 Jahren nicht mehr. Die NATO-Verbündeten sollten sich - der Zeitung zufolge - eher auf das Ertappen der Terroristen als auf ein langfristiges politisches Engagement in Afghanistan konzentrieren.