Privatleben der Politiker - attraktives Thema für Medien

Jiri Paroubek mit seiner neuen Partnerin Petra Kovacova (Foto: CTK)

Sich scheiden zu lassen, Familienverhältnisse zu regeln und eine neue Frau zu heiraten, das dauert bei vielen Menschen recht lange. Allerdings nicht beim sozialdemokratischen Parteichef Jiri Paroubek, der das alles binnen weniger Monate gemeistert hat. Neben der Liebesaffäre von Premier Mirek Topolanek war die Paroubek-Sory das zweitergiebigste Thema aus dem Privatleben tschechischer Politiker für die Medien hierzulande.

Jiri Paroubek mit seiner neuen Partnerin Petra Kovacova  (Foto: CTK)
„Das Privatleben der Politiker gilt als attraktives Thema, das Journalisten allzu gerne aufgreifen. Natürlich muss man zwischen Boulevard- und Nichtboulevardjournalisten unterscheiden.“

Das betrifft vor allem die ethischen Grenzen, die Boulevardjournalisten oft überschreiten, meint der Chef des Prager Meinungsforschungsinstituts Median, Premysl Cech. Was aber den Umfang an Informationen zu heiklen Themen aus dem Privatleben der Politiker anbelangt, haben die so genannten seriösen Medien hierzulande bereits aufgeschlossen. Das hat sich in diesem Jahr besonders deutlich gezeigt.

Nach einem Katz-und-Maus-Spiel mit den Medien, zu einem Zeitpunkt also, als es schon alle Spatzen von den Dächern pfiffen, verkündete Premier Mirek Topolanek im Januar: Er lebe nicht mehr mit seiner Frau zusammen und sei zu einer anderen gezogen. Die neue Lebensgefährtin des dreifachen Vaters ist Lucie Talmanova, stellvertretende Vorsitzende des Abgeordnetenhauses. Im Juli ist ihr gemeinsamer Sohn Nicolas zur Welt gekommen.

Mirek Topolanek mit seiner neuen Partnerin Lucie Talmanova  (Foto: CTK)
Werde ihre Liaison mit Topolanek keinen Einfluss auf seine Leistung als Regierungschef haben? Möchte sie ihn heiraten? Befürchte sie nicht, dass ihre politische Karriere und die Mirek Topolaneks einen Schaden erleiden könnten?

Auf ähnliche Fragen wie diese eines Privatradioreporters ließ sich die 40-jährige Politikerin und glückliche Mutter wiederholt in verschiedenen Interviews ein. Keineswegs geringer war die Aufmerksamkeit, die einheimische Medien eine ganze Zeitlang auch Pavla Topolankova, der 52-jährigen Frau des Regierungschefs, schenkten. Unter anderem vertraute Topolankova einigen Medien an, dass sie die Liebesaffäre ihres Mannes nicht leicht verkrafte.

Bei der Affäre des tschechischen Regierungschefs ist es allerdings nicht geblieben. Im Frühjahr dieses Jahres gestand der 55-jährige sozialdemokratische Parteichef und Ex-Premier Jiri Paroubek (CSSD), auch eine neue Partnerin zu haben, nämlich die 21 Jahre jüngere, attraktive Dolmetscherin Petra Kovacova. Nach 28 Ehejahren ließ er sich von seiner Frau Zuzana scheiden und entschied sich außerdem, im Unterschied zu seinem politischen Rivalen Topolanek, für eine andere Taktik: den Medien auch in familiären Angelegenheiten Rede und Antwort zu stehen.

Das hat ihm wesentlich mehr Pluspunkte bei der Öffentlichkeit eingebracht als seinem politischen Kontrahenten Topolanek. Dass dies bereits zu einem Machtwechsel reicht, das dürfe man daraus aber nicht folgern, sagt Premysl Cech in Berufung auf eine Umfrage seiner Agentur:

„Viele Menschen verurteilen zwar die Politiker, die gegen eingebürgerte Verhaltensnormen verstoßen. Sie erwarten aber nicht von ihnen, daraus Konsequenzen zu ziehen, wie etwa das Amt zu verlassen.“

Jiri Paroubek kann sich trotzdem freuen: An diesem Samstag heiratet er in Marienbad Petra Kovacova.