Problematische Adoptionen in Tschechien
Von Dagmar Keberlova.
Das Interesse an einer Adoption scheint in Tschechien hoch zu sein. Die Wartelisten sind lang und so warten die Adoptiveltern einige Jahre, bis ihnen ein Kind in Obhut gegeben wird. Aus dieser Situation entspringen Fälle von umstrittenen Adoptionen, die auf fragwürdigen Wegen vermittelt werden. Der Möglichkeiten gibt es gleich mehrere.
Neben der privaten Sphäre, wo direkte Kontakte zwischen den Interessenten entstehen, gibt es in Tschechien auch eine Organisation, die Kinder und ihre zukünftigen Familien zusammenbringt, ohne auf die Wartelisten des Staates Rücksicht zu nehmen. Der Fonds der bedrohten Kinder, so der Name der betreffenden Organisation, steht daher unter Kritik der zuständigen Beamten, die die Vermittlungsweise des Fonds als gefährlich einstufen. Grund dafür ist der Verlust der Anonymität der Mutter und der adoptiven Eltern. Bei der nichtstaatlichen Adoption kennen beide Seiten jeweils den Namen und die Identifikationsnummer der Personen, was den Beamten zufolge vor allem zu einer späteren Erpressung vonseiten der biologischen Mutter gegenüber den Adoptiveltern führen kann.
Als ein weiteres Risiko bei der direkten Adoption nennen die Beamten die Tatsache, dass es zum Handel mit Kindern kommen könnte, also dass die Übergabe des Kindes gegen eine finanzielle Leistung durchgeführt werden könnte. Der Fonds argumentiert damit, dass auf diese Weise das Kind vor den schädlichen Einflüssen verschont bliebe, denen es in Säuglingsheimen ausgesetzt werden könnte.
Eine Lösung des Streits ist kaum abzusehen, denn beide Seiten beharren auf der Berechtigung ihrer Standpunkte. Was für die Kinder das Beste ist, bleibt demnach offen.