Projekt: Mozart Praha 2006

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Mozart, Mozart und noch mal Mozart - darum geht im Kultursalon mit Bara Prochazkova, sondern so lässt sich auch das Prager Kulturgeschehen in diesen Tagen zusammenfassen. Mindestens seit einem Jahr haben sich unzählige Veranstalter und kulturelle Organisationen auf die Feiern des 250. Geburtstages von Wolfgang Amadeus Mozart vorbereitet.

Nationaltheater in Prag
In Prag haben sich 17 kulturelle Institutionen zusammengetan und ein Jahresprogramm nicht nur für Musikinteressierte auf die Beine gestellt: Opernaufführungen, Ausstellungen oder aber auch zum Beispiel ein Wettbewerb der Zuckerbäcker zum Thema Mozart - insgesamt rund 200 Veranstaltungen sind geplant. Das Projekt "Mozart Praha 2006" besteht aus vier Bereichen: Konzerte, Festivals, Opern und Ausstellungen. Alle reflektieren vor allem Mozarts Schaffen in der Moldaustadt. Die tragende Säule des Jahresprojektes ist die Oper, versteht sich. Die Staatsoper Prag hat für das Jahr 2006 insgesamt sechs neue Aufführungen vorbereitet, fünf davon sind tschechische Premieren. Im Mittelpunkt stehen die beiden Opern Don Giovanni sowie La clemenza di Tito. Beide Opern hatten ihre Weltpremiere im Ständetheater in Prag und werden nach vielen Jahren wieder gemeinsam auf dieser Bühne aufgeführt. Auch diesmal sind berühmte Künstler dabei, sagt der Direktor des Prager Nationaltheaters Daniel Cerny:

"Ich glaube, zu den derzeit bedeutendsten Künstler im Opernbereich gehört das Ehepaar Hermann. Sie beide sind gleichzeitig Regisseure und Bühnenbildner der neu einstudierten Oper La clemenza di Tito. Falls ich mich nicht irre, dann haben sie bereits die 14. oder die 17. erfolgreiche Saison in Salzburg hinter sich. Die Festspiele in Salzburg sind das europäische Mekka der Mozart-Interpretation in Europa. Es ist uns also gelungen, Künstler für unser Programm zu gewinnen, die zur absoluten Weltspitze gehören."

Prag ist kein Anfänger im Durchführen Mozart-Festen, denn bereits 1991 erinnerte man an den Sterbetag von Mozart. Damals herrschte in der Prager Kulturszene die Angst, dass es zu viel des Guten, also zu viel Mozart gebe. Die Folgen haben jedoch die Erwartungen übertroffen. Das Werk von Mozart ist in Schichten gelangt, in denen man vorher kein Ohr für diese Musik hatte, bestätigt Daniel Cerny aus dem Nationaltheater:

Michal Lukes
"Wir gehen davon aus, dass sich das wiederholen wird und dass Mozart die breite Öffentlichkeit ansprechen wird. Diese breite Öffentlichkeit wird dann diesen Genius als ihren eigenen Besitz annehmen und sich dann auch dafür einsetzen, dass seine Musik auch weiterhin so viel wie möglich gespielt wird."

Die Theater- und Opernhäuser erfüllen während des Mozart-Jahres eine doppelte Funktion. Im Ständetheater zum Beispiel wird während der Vorstellungen eine Ausstellung zu den Aufführungen der Mozart-Opern in Prag zugänglich sein. Im "Haus der Musik" gibt es eine Ausstellung "Musik in Prag 1760 bis 1810", dort wird die Persönlichkeit Mozarts im Zusammenhang zu seiner Zeit und zu anderen Personen gesehen. Der Untertitel könnte lauten: Mozart inspiriert und Mozart inspirierend. Ein Bonbon für Feinschmecker ist das Mozarteum in der Nationalbibliothek, das vier Jahre älter ist als das in Salzburg. Die größte Ausstellung, also "Mozart und Prag" stellt der Direktor des Nationalmuseums Michal Lukes vor:

"Es wird vor allem eine Vorstellung der Werke von Komponisten, die Mozart beeinflusst haben und die Mozart beeinflusst hat, zum Beispiel Antonin Kozeluh, Vincenc Masek. Es wird auch die musikalische Atmosphäre der Zeit in Prag vorgestellt, angefangen mit Musikplakaten, Bühnenbildentwürfen und anderen Gegenständen. Das Ziel ist es, dass sowohl die Fachleute als auch die breite Öffentlichkeit sich durch die Ausstellung vorstellen können, wo Mozart tätig war und welche Atmosphäre es hier gab."

Bei vielen Veranstaltungen im Rahmen des Gemeinschaftsprojektes "Mozart Praha 2006" haben die Institutionen mit ihren Kollegen aus Salzburg oder Wien eng zusammengearbeitet. Direkt aus der Heimat von Mozart kommen zum Beispiel die Wiener Philharmoniker, die im Rahmen des Musikfestivals "Prager Frühling" die Prager Symphonie spielen werden. Der Direktor des gesamten Projektes, Jiri Hubac, hebt vor allem die Kooperation mit dem "Wiener Mozartjahr" hervor. Im Sommer wird es in der Prager Altstadt ein Filmfestival geben, kostenfrei werden 15 Tage lang jeden Abend Filme über Mozart gezeigt.

Auch für die Besucher von Konzertsälen ist nur das Beste vorbereitet, sagt der Direktor des Musikfestivals "Prager Frühling", Roman Belor. Durch das ganze musikalische Jahr zieht sich ein roter Faden, fügt Belor hinzu:

Das Arbeitszimmer dominiert das Klavier des Meisters
"Wir haben alle Klavierkonzerte von Mozart auf dem Programm. Also für den, der Mozart als einen Komponisten von Klavierkonzerten schätzt, gibt es hier eine einmalige Gelegenheit, alle seine Konzerte kennen zu lernen. Und das auch noch in der Interpretation von unterschiedlichen Pianisten: Meistens sind es berühmte Persönlichkeiten aber auch junge tschechischen Künstler. Gleichzeitig gibt es für Interessierte die Möglichkeit, eine ganze Reihe von Orchestern sowie gute Dirigenten kennen zu lernen."

Prag ist seit jeher eine Musikstadt, das Projekt "Mozart Praha 2006" beweist dies. Aber die Musikliebhaber müssen jedoch ganz genau auswählen, denn es ist nicht alles hörenswert, sagt Roman Belor:

Prag
"Ich hoffe, dass es ein Impuls wird, sich in Prag auf hochqualitative Produktionen zu konzentrieren. Denn Prag leidet, genauso wie andere Stände wie Wien und Salzburg, unter einem so genanten Mozart-Smog. Damit meine ich die Veranstalter, die Konzerte für Touristen veranstalten. Ich möchte nicht schlecht über sie reden, denn sie sind ein Teil der Tourismusindustrie, aber es ist sehr wichtig, dass diejenigen Prag-Besucher, die sich in der Musik auskennen, immer eine Möglichkeit haben, einen hochklassigen Mozart zu hören, anstatt zu einem Konzert in einer Kirche zu gehen, wo die Komposition 16mal hintereinander gespielt wird und oft falsch."

Salzburg und Wien sind die Heimat Mozarts. Wo aber steht Prag zwischen diesen beiden Mozart-Städten? Da wo es immer stand - auf einer bedeutenden Position, antwortet der Direktor des Gemeinschaftsprojektes Jiri Hubac:

Wolfgang Amadeus Mozart
"Die Konkurrenz gab es immer und es wird sie auch stets geben, denn sie ist etwas Natürliches und eine positive Motivation dafür, etwas besser zu machen. Die Konkurrenz zwischen Wien, Salzburg und Prag wird nicht so stark wahrgenommen. Vielmehr wird die Konkurrenzspannung zwischen Salzburg und Wien sichtbar. Jede der beiden Städte versucht, innerhalb des Mozart-Jahres das Beste vorzubereiten."

Normalerweise stehen auch die einzelnen Kulturinstitutionen in Konkurrenz gegenüber. Beim Mozart haben diese aber ein Bedürfnis gespürt, etwas gemeinsam zu organisieren und nun sprechen sie mit einer Stimme: Mozart hat eine Bedeutung für Prag und Prag hat eine Bedeutung für Mozart. Dies bestätigt auch Direktor des Projektes Jiri Hubac:

"Für uns alle ist sehr wichtig, dass Mozart nicht unser Komponist ist, das er kein Tscheche ist. Wichtig ist, dass sein Werk so eng mit Prag und mit den Pragern verbunden ist. Es ist also eine gewisse Motivation, die für die Zukunft verpflichtet. Denn zu diesem musikalischen Nachlass sollten wir mit einer maximalen Verantwortung treten und darauf achten, dass das Werk, das Mozart Prag gewidmet hat, würdevoll gepflegt und die Kontinuität aufrecht erhalten wird."

Wie also Prag den großen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart gedenkt, können Sie auch auf der Internetseite www.mozartpraha2006.cz oder www.mozartprague2006.com lesen. Dort finden Sie das ganze Veranstaltungsprogramm des bedeutenden Jubiläums.