Punk-Chanson und Poetry-Slam – das Goethe-Institut in Prag wird 21

Poetry-Slam: Bohdan Bláhovec

Sri Lanka, Peru, Burkina Faso und Usbekistan – dort wie auch in 88 weiteren Ländern rund um den Erdball ist es vertreten: das Goethe-Institut. In der Tschechischen Republik ist es seit 1990 im Zeichen der Förderung der deutschen Sprache und des kulturellen Dialogs aktiv. Unter dem Motto „Goethe 2.1“ feiert das Institut derzeit mit einem abwechslungsreichen Festprogramm sein 21. Jubiläum.

Poetry-Slam: Bohdan Bláhovec
Auf der Bühne steht ein junger Mann, umklammert seinen abgewetzten Bass und grölt aus voller Kehle in das Mikrofon. Wenig später lauscht das Publikum - teils überrascht, teils amüsiert - dem Medizindozenten Petr Maršálek von der Karlsuniversität bei einem anschaulichen Vortrag über den G-Punkt der Frau. Wir befinden uns auf der Piazzetta des Nationaltheaters in Prag, der dieser Tage ebenfalls als G-Punkt, als kultureller Treffpunkt des Goethe-Instituts, bezeichnet wird. Mit einem unkonventionellen, für einige Zuschauer sicher auch provokanten Auftakt, startet das traditionsreiche Goethe-Institut in eine festliche Veranstaltungswoche zu seinem 21. Geburtstag in Prag. Vor mehr als zwei Jahrzehnten verliefen die ersten deutsch-tschechischen Begegnungen im Rahmen des Goethe-Instituts noch in eher gemäßigten Bahnen. Der Institutsleiter Heinrich Blömeke erinnert sich an die Anfangsjahre in der Tschechischen Republik:

Heinrich Blömeke
„Die Tschechische Republik beziehungsweise damals noch die Tschechoslowakei befand sich in einem Transformationsprozess und das Goethe-Institut hat in der Zeit mit dazu beigetragen, diesen Transformationsprozess im Wesentlichen im Schul-, Bildungs- und Kulturbereich mit Anregungen zu begleiten. Es liefen viele Projekte, in denen Dinge präsentiert und Themen aufgegriffen wurden, die vor 1989 im bilateralen Verhältnis oder auch im tschechoslowakischen politischen Umfeld eher tabu oder wenig angesehen waren.“

Seit etwa der Jahrtausendwende haben sich die Arbeitsfelder und -schwerpunkte des Goethe-Instituts deutlich gewandelt. Man begegne sich im deutsch-tschechischen Dialog vielmehr auf Augenhöhe, höre einander zu und entwickle daraus entsprechende Programme, so Heinrich Blömeke. Wichtig sei jedoch auch, dass dieses nunmehr entemotionalisierte Verhältnis nicht in gegenseitiges Desinteresse umschlage:

„Deswegen konzentrieren wir uns bei dem, was wir tun, jetzt sehr stark auf die Nachwuchsgeneration der künftigen Entscheidungsträger, aber natürlich auch auf zukünftige Eliten der tschechischen Gesellschaft. Dabei geht es uns vor allem darum, das Interesse aneinander aufrecht zu erhalten beziehungsweise es zu wecken, wo es nicht da ist. Wir möchten dafür sorgen, dass es auch unter den jungen Leuten Kontaktfelder gibt und diese nicht nur auf Partyszenen in Berlin beschränkt bleiben.“

Sabine Richter
Der starke Gegenwartsbezug des Goethe-Instituts spiegelt sich auch im Programm der Festwoche wider. Zeitgenössische Strömungen aus der tschechischen und deutschen Kulturlandschaft werden aufgegriffen und im Rahmen der Feierlichkeiten präsentiert – und das nicht nur aus dem Bereich der sogenannten Hochkultur. Am Wochenende gibt es für viele Geschmäcker und Altersgruppen die Möglichkeit, einander zu begegnen und die Angebote des Instituts kennenzulernen. Dazu die Sprecherin des Instituts, Klára Konečná:

„Am Freitagnachmittag eröffnet Sabine Richter, eine Fotografin aus Nürnberg, ihr Atelier auf der Piazzetta des Nationaltheaters. Am Samstag ist dann ein Kindertag angesagt. Es finden aber nicht nur Veranstaltungen auf der Piazzetta statt, sondern wir laden die Zuhörer auch gerne ins Goethe-Institut ein. Am Freitagabend findet dort eine Lesung und Diskussion über den Deutschen Buchpreis statt. Und am Montagabend schließen die Feierlichkeiten des Goethe-Instituts mit einem deutsch-tschechischen Poetry Slam ab.“

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