Rabbiner, Priester und Klezmer: Festival für Israel in Libčice nad Vltavou
Es ist ein Städtchen mit etwas mehr als 3.000 Einwohnern, das unweit von Prag liegt. Am vorletzten Juni-Sonntag schien es aber, dass die Einwohnerzahl doch vorübergehend ein wenig gestiegen sei. Kurz nach Mittag strömten die meisten Prager, die aus dem Zug ausstiegen, in den Pfarrgarten. Denn dieser war bereits zum 7. Mal Schauplatz des Festivals, auf dem eine stille Stimme für das heilige Land erklang.
Von einem kleinen Musikertreffen ist das Festival die letzten Jahre hinweg zu einer respektierten gesellschaftlichen Veranstaltung geworden. Organisiert wird es von der Tschechischen Gesellschaft der Christen und Juden. Deren Vorsitzender Tomáš Kraus:
„Für uns ist es ganz faszinierend. Auf die Idee, das Festival, zu gründen, ist keine Organisation, sonder ein einziger Mensch gekommen – der hiesige katholische Pfarrer Petr Bubeníček. Das Festival, das er gegründet hat, findet bereits zum 7. Mal statt und ist wirklich sehr erfolgreich. Denn es bringt Leute zusammen. Wichtig ist dieses Treffen nicht nur wegen dieser Stimme für Israel, sondern auch aus dem Grund, dass es ein hervorragendes Beispiel des interreligiösen Dialogs bietet.“
„Das Festival wurde mit einem ökumenischen Gottesdienst eröffnet, bei dem ein Rabbiner mit einem katholischen und einem evangelischen Priester zusammen gebetet hat. Das war sehr beeindruckend. Diese Kulturträger sind wichtig, denn die Idee von Libčice kann man dann multiplizieren.“ Zu den fleißigen Festivalbesuchern gehört auch der jetzige Bürgermeister von Libčice nad Vltavou, Pavel Bartoš. Seinen Worten zufolge kommen zum Festival Persönlichkeiten, die man sonst in Libčice kaum antreffen würde. Für seine Stadt sei, so Bartoš, aus einigen Gründen wichtig:„Es geht nicht nur darum, das Land zu unterstützen, das 2000 Kilometer von uns entfernt liegt. Ich fand als Bewohner von Libčice beispielsweise auch die heutige Debatte über die Juden in Tschechien und in der Welt interessant. Denn in Libčice haben mehrere jüdische Familien gelebt, die den Holocaust nicht überlebt haben.“
Fotos: Autorin