Radsportstar Armstrong und weltbeste Florballer in Prag zu Gast
Im heutigen Sportreport informiert Sie Lothar Martin über zwei Leckerbissen, die der diesjährige Prager Sportsommer zu bieten hat.
Großer Empfang für Lance Armstrong und seine neue Lebensgefährtin Sheryl Crow mitten in Prag. Was Wunder, wann bekommt man schon einmal einen sechsfachen Gewinner des härtesten Etappen-Radrennens der Welt aus nächster Nähe zu sehen? Die mehr als 20.000 Zuschauer, die vergangenen Freitag auf dem Prager Wenzelsplatz erschienen waren, hatten dazu Gelegenheit, als der 32-jähriger Texaner mit der Startnummer 1 und im Gelben Trikot der gerade erst wieder von ihm gewonnenen Tour de France in den Sattel stieg, um an einem erstmals hier ausgetragenen 80 km langen Kriterium rund um die Wenzelstatue teilzunehmen. Im Klassefeld der 49 Fahrer waren neben Armstrong u. a. auch dessen Landsmann George Hincapie, der zweifache italienische Giro-Gewinner Gilberto Simoni und der Belgier Axel Merckx, Sohn des einstigen "Kannibalen" Eddy Merckx vertreten. Doch den Spurt aus einer vierköpfigen Spitzengruppe gewann keiner von ihnen, sondern der aktuelle tschechische Landesmeister Ondrej Sosenka. Armstrong, der mit starkem Finish das Loch zum Führungsquartett fast noch geschlossen hatte, wurde am Ende Fünfter. Aber dieser für ihn ungewohnte Ehrenplatz tat seiner guten Laune keinen Abbruch. Pavel Padrnos, der tschechische US-Postal-Teamgefährte von Armstrong, hatte dem Champion seine Hauptstadt zuvor wärmstens empfohlen. Und der Amerikaner packte die Gelegenheit beim Schopfe. Nach seiner Ankunft am Donnerstagabend ließ er kurzerhand ein Abendessen beim amerikanischen Botschafter in Prag platzen und schlenderte stattdessen mit Freundin Sheryl durch das nächtliche Prag. Seine Eindrücke fasste er tags darauf wie folgt zusammen:
"Mein erster Eindruck ist hervorragend. Vergangene Nacht sind wir ein wenig durch die Prager Altstadt spaziert, und das, was wir gesehen haben, hat uns sehr gefallen. Es ist eine wirklich tolle Stadt mit sehr angenehmen Menschen. Prag hat uns gegenüber einfach den Ruf bestätigt, den die Stadt in der Welt genießt."Aber nicht nur zum Stadtbummel und zum Radrennen war Armstrong in die tschechische Metropole gereist. Ein ganz wesentlicher Punkt seines Aufenthalts war der Besuch bei krebserkrankten Kindern im Krankenhaus des Prager Stadtteils Motol. Für Armstrong war dies eine Herzensangelegenheit, hatte er doch vor sieben Jahren selbst mit dieser heimtückischen Krankheit zu kämpfen - und sie besiegt. Daher begrüßte ihn ein Vertreter der Ärzteschaft des Krankenhauses mit den Worten:
"Hier in Motol haben uns schon einige berühmte Leute besucht, darunter auch mehrere Sportler. Lance Armstrong ist für uns jedoch nicht nur ein sechsfacher, sondern ein siebenfacher Sieger, denn insbesondere sein erster Sieg, der über den Krebs ist es, über den wir uns freuen. Und daher freuen wir uns besonders, dass er unser Krankenhaus und die Klinik besucht."
Die krebskranken Kinder freuten sich in der Tat riesig über den Besuch des Radprofis und über dessen Geschenke. Da sie - wie in jedem Sommer - in ihrer Abteilung gerade wieder ihr Indianerlager errichtet hatten, gaben sie dem Tour-Triumphator auch gleich den indianischen Kosenamen Schneller Wind. Ja, aber leider, so schnell und freudig erwartet Lance Armstrong auch nach Prag gekommen war, so schnell war er am Samstagmorgen auch schon wieder weg. Doch in der "Goldenen Stadt" hatte "der Gelbe" zuvor nachhaltig seine Spur hinterlassen...
Längst Fuß gefasst hat auch eine Veranstaltung, die dieser Tage zum nunmehr zwölften Male ausgetragen wird: das CZECH-OPEN-Turnier im Florball. Dieser Sport, dem Eishockey entlehnt, aber auf Hallenparkett und mit Plastikschlägern durchgeführt, erfreut sich hierzulande einer immer größeren Beliebtheit. Das ist verständlich, wenn man weiß, dass die tschechische Herrenmannschaft bei der diesjährigen Florball-Weltmeisterschaft in der Schweiz die erste Medaille gewann - die silberne. In einem dramatischen Finale mussten sie sich den favorisierten Schweden nur knapp mit 4:6 geschlagen geben. Und so fragte ich den Präsidenten der Tschechischen Florball-Union, Filip Suman, ob er sich angesichts dieses Erfolgs noch einen weiteren Schub für das attraktive Turnier erwarte:
"Ich erwarte, dass der 12. Jahrgang der Czech Open wieder etwas besser wird als der vorangegangene. Ganz gewiss wird dazu der große Erfolg bei der WM in der Schweiz beitragen, von der unsere Repräsentanten mit der Silbermedaille heimkehrten. Alle Medaillengewinner werden auch beim Turnier vertreten sein, wenn auch in verschiedenen in- und ausländischen Mannschaften. Ein weiteres Plus dieses Turniers sollte sein, dass die finalen Wochenendspieltage am Samstag und Sonntag erstmals in der T-Mobile Arena ausgetragen werden. Dass wir wirklich die absolute Extraklasse geboten bekommen, belegt ein Blick auf das Teilnehmerfeld. Angefangen vom schwedischen Meister und Europapokalgewinner Balrog Oilers, der derzeit wohl besten Florballmannschaft der Welt, über das populäre schwedische Team Pixbo Wallenstam IBK, das die zurückliegenden drei Jahre stets als Czech-Open-Gewinner hervorging, bis hin zur Auswahl der finnischen Stars, der Mannschaft Finnsta IBK - alles was Rang und Namen hat, ist in Prag dabei. Es wird also in der Tat etwas geboten und mir bleibt nichts anderes übrig, als alle Sportfreunde herzlich zum Turnier einzuladen, auch bzw. gerade wenn sie zum ersten Male ein Florballspiel sehen sollten."Insgesamt werden nicht weniger als 221 Mannschaften aus 18 Ländern in verschiedenen Altersklassen an diesem Topturnier teilnehmen. Beim Wettbewerb der internationalen Männerelite werden 16 Teams an den Start gehen, die zunächst in vier Vierergruppen aufeinander treffen, ehe im K.o.-System vom Achtelfinale bis zum Endspiel der Turniersieger ermittelt wird. Bei einer solch hohen Teilnehmerzahl nimmt es nicht Wunder, dass die Organisatoren erneut vor die Notwendigkeit gestellt wurden, weitere Spielstätten für die Veranstaltung zu finden. Demzufolge ist das Turnier wohl auch seinen bisherigen Spitzenkapazitäten entwachsen, so dass nunmehr bereits die 14.000 Zuschauer fassende T-Mobile Arena als neue Finalstätte auserkoren werden musste.
"Genau so ist es. Die bisherige Finalstätte, die Sparta-Halle im Stadtteil Letná, platzte immer mehr aus allen Nähten. In den letzten Jahren konnten wir fast keine Eintrittskarten verkaufen, da die Kapazität der Halle für die hohe Anzahl der Teilnehmer und Ehrengäste kaum noch ausreichte. Deshalb mussten wir eine größere Arena finden. Zum anderen sind die Czech Open sehr eng mit der Entwicklung des tschechischen Florballs verknüpft - im Herbst beginnt auch in der tschechischen Eliteliga die zwölfte Saison. Mir bleibt also nichts anderes als zu wiederholen: Die Czech Open sind ein außergewöhnliches Turnier im Prager Sportsommer. Es ist eines der größten Sportevents, die zu dieser Zeit in der tschechischen Hauptstadt stattfinden. Und wir sind stolz darauf, dass es sich dabei gerade um ein Florballturnier handelt."
Auch Sie können sich davon überzeugen, falls Sie gerade dieser Tage in der Moldaustadt weilen. In diesem Sinne, viel Spaß und auf ein Wiederhören beim nächsten Sportreport heute in 14 Tagen!